Axel Springer stemmt sich gegen die Print-Flaute
Nach dem PIN-Debakel glänzt Springer wieder mit guten Zahlen. Zaubern kann aber auch Vorstandschef Mathias Döpfner nicht: Um den Print-Umsatz zu befeuern, muss am Vertriebspreis geschraubt werden. Weitere Erhöhungen könnten bald folgen. W&V-Korrespondent Gregory Lipinski berichtet.
Axel Springer ("Welt", "Bild") hat im ersten Halbjahr 2008 seinen operativen Gewinn gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 7,2 Prozent auf rund 214 Millionen Euro zu, teilte Springer am Mittwoch in Berlin mit. Im zweiten Quartal habe es einen Gewinnsprung um fast 45 Prozent gegeben.
Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten um 11, 1 Prozent auf 1, 34 (1,2) Milliarden Euro. Als Wachtumstreiber nannte das Verlagshaus unter anderem die Zanox-Gruppe sowie das Online-Frauenportal auFeminin.com. Im nationalen Printgeschäft hat das Verlagshaus hingegen einen Umsatzrückgang in den Segmenten Zeitungen sowie Zeitschriften verzeichnet.
Bei den deutschen Zeitungen sank der Umsatz im ersten Halbjahr leicht auf 627 (635) Millionen Euro. Auch in der Sparte Zeitschriften verringerte sich der Umsatz auf 287,4 (296,4) Millionen Euro.
Der Umsatz im inländischen Printgeschäft wurde unter anderem auch durch Preiserhöhungen beim Flaggschiff "Bild" und "Welt" befeuert. Die Preisanhebungen seien vom Markt sehr gut angenommen worden. Dabei schloss Mathias Döpfner, Vorstandschef von Axel Springer, nicht aus, dass es weitere Preiserhöhungen geben könnte. "Wir sehen weiteren Spielraum", sagte Döpfner auf der Telefon-Pressekonferenz.
Döpfner bestätigte zudem die Ertragsprognose für das Gesamtjahr. Danach soll das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) über dem bereinigten Vorjahreswert von rund 430 Millionen Euro liegen.
Der Medienkonzern hat offenbar kein Interesse, an der konservativen polnischen Tageszeitung "Rzeczpospolita" einzusteigen. Döpfner hält eine Beteiligung für "unwahrscheinlich". Grund hierfür dürfte sein, dass die polnische Regierung lediglich einen Minderheitsanteil an den Verlagshaus Presspublica abgeben will, in dem "Rzeczpospolita" erscheint. Axel Springer habe dadurch kaum Gestaltungsmöglichkeiten. Mehrheitsgesellschafter an dem polnischen Verlagshaus ist der britische Medienkonzern Mecom um den Investor David Montgomery.
Unterdessen weist Döpfner Gerüchte zurück, dass er zusammen mit dem ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust ein neues Nachrichtenmagazin auf den Markt bringen wolle. Er wisse davon nicht. Ebenso dementiert Aust entsprechende Pläne. "Auch das ist mir neu", sagt Aust auf Anfrage von W&V. Aust hatte erst Anfang des Jahres die Chefredaktion des Spiegel abgegeben. Seither rätselt die Medienbranche, ob und welche neuen Projekte der Journalist anpackt.