Wettbewerbshüter sehen Nachteile für Apotheken

 Nach den Beobachtungen der Wettbewerbszentrale ist das kein Einzelfall. "Das scheint durchaus ein beliebtes Marketingmittel zu sein", sagt Geschäftsführungs-Mitglied und Gesundheitsexpertin Christiane Köber. Gerade um Diabetiker, die regelmäßig viel Geld für Hilfsmittel ausgeben müssen, sei auch bei anderen Händlern mit dem Erlass der Zuzahlung geworben worden. Die Wettbewerbshüter sehen durch diese Praxis Mitbewerber wie Apotheken im Nachteil. Sie kritisieren, dass solche Aktionen den Sinn und Zweck der Zuzahlungen aushöhlen - nämlich den Versicherten vor Augen zu führen, dass jede Leistung im Gesundheitssystem Geld kostet. Leidtragende seien die Apotheker. "Deutsche Apotheken müssen Zuzahlungen nehmen", erläutert Ursula Sellenberg von der Spitzenorganisation Abda. Anders als Sanitätshäusern und anderen Händlern drohen ihnen sonst berufsrechtliche Konsequenzen wie Geldstrafen. Die Folgen liegen für Köber auf der Hand: "Wenn ich in der Apotheke die Zuzahlung leisten muss, weil der Apotheker sonst heftige Probleme mit seinem Berufsgericht bekommt, dann gehe ich doch lieber zum Händler und spare da monatlich doch ganz erhebliche Beträge." Um die Sache zu klären, hat die Wettbewerbszentrale den Ulmer Händler verklagt.

Kampf im Arzneimittel-Markt

"Wir haben ein grundsätzliches Problem", meint Köber. "Einerseits gibt es im Hinblick auf das sensible Rechtsgut Gesundheit viele Regeln. Andererseits wird Wettbewerb gefordert, um möglichst günstige Preise zu erzielen. Das passt nicht immer zusammen." Größte Baustelle ist im Moment der Streit um die deutsche Preisbindung: Bundesweit haben alle Apotheken rezeptpflichtige Medikamente zum selben Preis abzugeben. Daran mussten sich auch ausländische Online-Apotheken wie DocMorris halten - bis zu einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Oktober, der den freien Warenverkehr behindert sah. Angestrebt ist jetzt, die deutsche Praxis durch ein komplettes Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten zu retten. (dpa/fs)


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Autor: W&V Redaktion

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