
Berlinpolis distanziert sich von Bahn-Affäre
Geschäftsführer Daniel Dettling bestreitet jegliche Beteiligung an verdeckten Werbe- und PR-Maßnahmen für die Bahn. Ein Schuldiger ist auch schon gefunden worden.
Der Berliner Kommunikationsdienstleister Berlinpolis weist in der Bahn-Affäre alle Vorwürfe von sich. Geschäftsführer Daniel Dettling sieht die Schuld ausschließlich bei der Bahn und deren direktem Vertragspartner European Public Policy Advisers (EPPA).
"Alleiniger Vertragspartner der Deutschen Bahn war die European Public Policy Advisers (EPPA), alleiniger Ansprechpartner und Kontakt zur Bahn war Rüdiger May", so Dettling. Zudem habe Berlinpolis "keine Kenntnis von den Inhalten der Verträge von Bahn und EPPA oder dem betreffenden Tätigkeitsbericht".
Dettling geht sogar noch weiter und bestreitet, dass Berlinpolis verdeckte Maßnahmen für die Bahn umgesetzt hat. "Berlinpolis hat weder von der Deutschen Bahn noch von der EPPA in Auftrag gegebene Leserbriefe, Beiträge in Online-Foren, Blog Beiträge oder vorproduzierte Medienbeiträge für Webseiten umgesetzt." Von Berlinpolis in Auftrag gegebene Meinungsfragen würden zudem auf selbst erstellten Fragen beruhen, die nicht von der Bahn vorgegeben wurden.
Dettling weist in einer Mitteilung außerdem ausdrücklich darauf hin, dass sich Berlinpolis "von dem früheren Gesellschafter und Geschäftsführer Rüdiger May bereits im Jahre 2008 aufgrund unterschiedlicher Auffassungen getrennt hat". Es bestehen seit diesem Zeitpunkt keinerlei geschäftliche Kontakte mehr zu dem Unternehmen EPPA, so Dettling.
Für Berlinpolis sind die Vorwürfe durchaus brisant. Unter anderem sind zahlreiche Politiker in und um die Agentur beziehungsweise den dahinterstehenden Verein organisiert.
Besonders pikant: Firmenchef Dettling war auch Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (Degepol). Die bemüht sich um ein klares, offenes Profil der Politikberaterbranche. Dettling schied allerdings schon 2003 , etwa ein Jahr nach Gründung der Degepol, aus. Im Gründungsjahr hatte sich die Degepol einen Verhaltenskodex gegeben. Dieser umfasste unter anderem auch das Verbot der verdeckten PR.
Als Nicht-mehr-Mitgleid kann Berlinpolis nun von Degepol nicht belangt werden. Deren Vorsitzender Dominik Meier hat sich bereits von den Bahn-Praktiken distanziert und will den Deutschen Rat für Public Relations anrufen.
Auch vom Branchenverband GPRA kam ein unmissverständliches Statement: "Fingierte Leserbriefe oder manipulierte Umfragen haben mit seriöser PR nicht das Geringste zu tun", erklärte Präsident Alexander Güttler. "Als Verband wenden wir uns massiv gegen solche Praktiken. Diese sind rechtlich wie ethisch nicht vertretbar und gleichzeitig der komplett falsche Ansatz für langfristigen Erfolg".