
Bertelsmann sucht Kommunikationschef
Ein fließender Übergang sieht anders aus. Eigentlich sollte man meinen, dass weltweit agierende Konzerne bei einem Wechsel an der Spitze ihrer Unternehmenskommunikation schnell eine Nachfolgelösung parat haben. Nicht so Bertelsmann.
Ein fließender Übergang sieht anders aus. Eigentlich sollte man meinen, dass weltweit agierende Konzerne bei einem Wechsel an der Spitze ihrer Unternehmenskommunikation schnell eine Nachfolgelösung parat haben. Anders läuft es offenbar bei der milliardenschweren Gütersloher Bertelsmann AG. Denn seit fast zwei Monaten ist die Stelle des Leiters der zentralen Unternehmenskommunikation schon vakant, nachdem Jasmine Borhan Ende 2007 den Konzern verließ. Als potenzieller Nachfolger gilt Thorsten Strauß, langjähriger Vertrauter des neuen Bertelsmann-Chefs Hartmut Ostrowski und Pressesprecher des Druck- und Mediendienstleisters Arvato.
In Gütersloh brodelt jedoch seit Wochen die Gerüchteküche: Viele Konzern-Manager sind verwundert darüber, warum Strauß noch nicht ernannt wurde. "Das hätte längst passieren müssen", berichtet ein Firmeninsider. Und die Zeit drängt, denn am 21. März will Ostrowski in Berlin den künftigen Firmenkurs und die neuesten Eckzahlen des Mediengiganten präsentieren. Für Strauß wäre es deshalb besonders wichtig, bereits bei der Vorbereitung der Bilanzpressekonferenz wichtige Impulse zu setzen.
Strauß, der seine journalistische Karriere 1989 bei der Tageszeitung "Die Glocke" begann und dort ab 1993 als Wirtschaftsredakteur arbeitete, wechselte 1999 zu Bertelsmann und leitet seit April 2002 die Öffentlichkeitsarbeit von Arvato. Doch anscheinend stößt der Journalist in der Führungsebene nicht überall auf Gegenliebe. Lehnen etwa Teile des Bertelsmann-Managements Strauß als Borhan-Nachfolger ab?
"Es werden noch Gespräche über einen geeigneten Borhan-Nachfolger geführt", so ein Firmeninsider gegenüber dem W&V-Schwestertitel "Kontakter". So prüft Ostrowski wohl noch diverse Kandidaten – extern wie intern. Hausintern fallen dabei zwei Namen: RTL-Kommunikationschef Oliver Herrgesell sowie Gruner + Jahr-Kommunikationschef und Ex-"Kontakter"-Chefredakteur Andreas Knaut. Beide gelten als fähige Medienmanager, in der Branche sind sie gut verdrahtet. Fraglich ist aber, ob sie für einen Wechsel zur Verfügung stehen.
"Die Kommunikatoren sind meist mit den Vorstandschefs ihrer jeweiligen Unternehmen verbunden", meint ein Insider. Erst wenn ein Vorstand geht, wäre auch ein Wechsel innerhalb des Hauses möglich. Ein Bertelsmann-Sprecher hält sich hierzu bedeckt: "Über die Nachfolge von Frau Borhan wird zu gegebener Zeit entschieden." Herrgesell und Knaut wollten sich nicht äußern.