
Vor der Rechtevergabe:
Beschwerde gegen DFL-Regel: Sky will "alle Spiele, alle Tore"
Sky braucht die Bundesliga - und kurz vor der Neuvergabe der TV-Rechte durch die DFL geht der Pay-TV-Anbieter gegen die neue Regel und das Kartellamt vor.

Foto: Sky Deutschland
Wie geht es weiter mit der Pay-TV-Plattform Sky? Im Millionenpoker um die Übertragungsrechte zur Fußball-Bundesliga geht es für die Münchner um nicht weniger als ihre Zukunft. Ohne den größten Zuschauermagneten sieht es schlecht aus für Sky. Jetzt - unmittelbar vor der geplanten Rechtevergabe durch den Liga-Dachverband DFL - reicht das Unternehmen vor dem Oberlandeslandgericht Düsseldorf Beschwerde gegen die No-Single-Buyer-Rule und das Bundeskartellamt ein. Die Regel besagt, dass ein Käufer nicht alle Übertragungsrechte für sämtliche Ausspielwege kaufen darf und die die DFL vom Kartellamt absegnen ließ. Das berichtet die "FAZ" am Mittwoch.
"Die Beschwerde wird den Ausschreibungsprozess und seinen Ausgang nicht verzögern", erklärt Sky gegenüber dpa. Mit der Beschwerde greife Sky Deutschland verschiedene Punkte an. "Insbesondere ist Sky Deutschland der Überzeugung, dass das vom Bundeskartellamt geforderte Alleinerwerbsverbot kartellrechtlich nicht notwendig und zudem in seiner konkreten Ausgestaltung rechtswidrig ist. Darüber hinaus entspricht die Auffassung des Bundeskartellamtes zur Abgrenzung des Pay-TV-Marktes nicht dem, wie die Märkte sich real darstellen", heißt es zur Begründung.
Kaum einer dürfte beim Rechtepoker so mitfiebern wie Carsten Schmidt. Für den Sky-Chef und seine 2600 Mitarbeiter ist die Übertragung "aller Spiele, aller Tore" fast schon eine Existenzfrage. Der frühere Sportchef hat schon einmal erlebt, was ohne Liga passiert.
Im Dezember 2005 hatte das damalige Premiere den Milliardenpoker verloren. Darauf brach der Aktienkurs um 40 Prozent ein, Analysten sagten den Verlust jedes dritten Abonnenten voraus, und Vorstandschef Georg Kofler versuchte Panik in der Belegschaft mit einer ”therapeutischen Mitarbeiterversammlung“ zu stoppen. Es folgte eine Durststrecke mit Stellenabbau, dem Verlust von 160.000 Abonnenten und tiefroten Zahlen.
Welche Lehre hat Sky-Chef Schmidt daraus gezogen? "Wir wollen Partner der Bundesliga bleiben, der wir heute sind. Wir werden alles dafür tun", sagte er vor der Ausschreibung der "FAZ". Die Sky-Führung sei sich "im Klaren, wie wichtig Fußball ist"“, sagte er der "Süddeutschen Zeitung": "Wahrscheinlich ist unsere Verbindung zum Fußball viel intensiver und enger als die jedes anderen Unternehmens in Deutschland."
Wachstum lautet der oberste Auftrag des zum Murdoch-Imperium gehörenden Mutterkonzerns Sky in London. Tatsächlich geht es voran: Sky Deutschland hat heute 4,6 Mio Abonnenten, im Durchschnitt bringt jeder 35 Euro Umsatz im Monat - macht 1,8 Milliarden Euro im Jahr. Unterm Strich stehen zwar immer noch rote Zahlen, fast 50 Millionen Euro Verlust in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres. Aber die Richtung stimmt.
Die Bundesliga ist der Zuschauermagnet. Jeden Spieltag wurde das Programm von Abonnenten 4,3 Millionen mal zuhause oder mobil eingeschaltet. Wie abhängig Sky Deutschland von der Liga ist, zeigen auch die Ausgaben: Allein für die Rechte zahlt Sky pro Saison 486 Millionen Euro.
Aber die Liga will für den neuen Vertrag noch viel mehr. Insgesamt 17 Rechtepakete werden jetzt versteigert. Und im Einvernehmen mit dem Bundeskartellamt steht bereits fest, dass die Live-Rechte nicht mehr alle an einen einzigen Bieter gehen dürfen - die beklagte No-Single-Buyer-Rule.
Dass die Sonntagspartien ab 2017 vielleicht frei zu sehen sind bei RTL oder bei Eurosport - schon das wäre schlecht für den Abo-TV-Anbieter. Der Verlust von Exklusivität sei "klar negativ für Sky Deutschland und für Sky", sagt die Medienanalystin der Berenberg-Bank Sarah Simon. Auch wenn noch nicht klar sei, welche Rechte verloren gingen und wer sie bekomme, werde sich das auswirken.
"Die Erfolgsformel im Pay-TV lautet: Attraktivität durch Exklusivität," sagt der Medienwissenschaftler Michael Schaffrath, der an der Sportfakultät der TU München lehrt. "Spitzensport ist einmalig, nicht wiederholbar."
W&V Online/dpa