
ZDF/"Neo Magazin Royale":
Bis zu 1500 Anzeigen nach Böhmermanns "Schmähgedicht"
Jan Böhmermanns "Schmähkritik" wirkt immer noch: Die Strafanzeigen gegen ihn und das ZDF stapeln sich - und Erdogan legt nach.

Foto: ZDF
Wegen Jan Böhmermanns "Schmähgedicht" gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan liegen der Mainzer Staatsanwaltschaft mittlerweile deutlich mehr als 1000 Strafanzeigen vor. Es seien zwischen 1400 und 1500 Anzeigen, überwiegend von Privatpersonen, sagte Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler - und bestätigte damit einen Bericht der "Berliner Zeitung".
Mit einer kurzfristigen Entscheidung in der Sache sei nicht zu rechnen, es werde aber auch nicht mehr viele Monate dauern. Den Anwälten Böhmermanns sei Akteneinsicht gewährt worden. Von dieser Seite sei formlos eine Einlassung angekündigt worden. Die werde abgewartet.
Die Anzeigen richten sich gegen den Satiriker Böhmermann oder gegen Verantwortliche des ZDF. Sie werden in einem Verfahren wegen des Verdachts der Beleidigung von Organen oder Vertretern ausländischer Staaten gebündelt.
Böhmermann hatte in dem "Schmähgedicht" über Erdogan in seiner Show "Neo Magazin Royale" bewusst beleidigende Formulierungen benutzt. Das Gedicht handelt unter anderem von Sex mit Tieren, Kinderpornografie und transportiert Klischees über Türken.
Das Landgericht Hamburg hat sich auch schon mit dem Gedicht beschäftigt und Böhmermann in einer einstweiligen Verfügung aufgetragen, große Teile des Gedichts nicht mehr wiederzugeben. Das will der ZDF-Moderator nicht akzeptieren. Sein Anwalt kündigte im Mai an, notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht zu gehen.
In Hamburg hat Erdogan indes nachgelegt. Er will das Gedicht komplett verbieten lassen. Erdogans Anwalt Michael-Hubertus von Sprenger hat daher Klage beim Landgericht Hamburg eingereicht. In einem Hauptsacheverfahren will er ein Komplettverbot des Gedichts erreichen, wie von Sprenger am Wochenende sagte. Zuvor hatte das Magazin "Spiegel" über die Klage berichtet.
W&V Online/dpa