
Hasso Mansfeld:
Bischöfliche PR-Krise in Limburg: Was jetzt passieren muss
In der katholischen Kirche hat der Kommunikations-GAU einen neuen Namen: Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg. Für W&V hat Kommunikationsberater Hasso Mansfeld den Fall des umstrittenen Klerikers analysiert. Was ist die Ursache und was könnte der Ausweg sein?
In der katholischen Kirche hat der Kommunikations-GAU einen neuen Namen: Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg. Der konservative Kleriker streitet mit dem "Spiegel" um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien, steht wegen eines millionenschweren Neubaus seiner Residenz unter Druck und soll aus Protetest gegen die Berichterstattung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sämtliche Dienst-Abos der "FAZ" gekündigt haben. Im schlimmsten Fall droht ihm ein Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage. Mit einigen Medien kommuniziert die Pressestelle des Bistums schon gar nicht mehr, sie igelt sich zunehmend ein. Für W&V hat Kommunikationsberater Hasso Mansfeld fünf Thesen zum Ausweg aus der bischöflichen Wagenburg skizziert.
1. Gesprächsbereitschaft und Kritikfähigkeit vor Wagenburg-Mentalität
Typisch für eine Wagenburg-Mentalität ist: je stärker Transparenz und Auskunft eingefordert werden, desto weniger ist man bereit, zu sich selbst und den im Raume stehenden Vorwürfen Stellung zu beziehen. Was jedoch die einzig richtige Strategie wäre, den Druck zu verringern. Gesprächsbereitschaft und Kritikfähigkeit dürfen nicht nur behauptet, sondern müssen auch durch proaktives Handeln unter Beweis gestellt werden.
2. Kritische Selbstreflektion verringert Beissreflexe
Der erste Schritt in einer schwierigen Situation ist immer, erst die eigenen Fehler zu qualifizieren und zu analysieren. Erst dann sollte man die Fehler bei den anderen suchen. Die kategorische Negierung von eigenem Fehlverhalten erleichtert es der Gegenseite. die kritische Selbstreflektion ihrerseits zu verdrängen und Beißreflexe zu entwickeln .
3. Publizistik vor Jurisprudenz
Im Falle des First-Class Vorwurfes durch den Spiegel hat man versucht, mit juristischen Mitteln eine Veröffentlichung zu verhindern. Ein solches Vorgehen ist jedoch schon dann problematisch, wenn die Vorwürfe nicht der Realität entsprechen. Entspricht der erhobene Vorwurf jedoch auch noch den tatsächlichen Gegebenheiten, resultieren aus dem Einsatz juristischer Mittel oft auch noch strafrechtliche Konsequenzen. In einer publizistischen Auseinandersetzung sollten immer a priori publizistische Mittel eingesetzt werden und nicht die der Jurisprudenz.
4. Authentizität vor Rollenspiel
Van Elst hat sich von Anfang an auf seine Position als katholischer Professor zurück gezogen. Sein Auftreten ist konsequent durch eine Betonung seiner klerikalen Intellektualität geprägt. Er erscheint dadurch als wenig authentisch und nicht einsichtig. Viel wichtiger wäre es jedoch, sich in einer so schwierigen Situation sich auf seine Rolle als Mensch zu konzentrieren. Empathie spielt in solchen Kommunikationsprozessen eine entscheidende Rolle. Eine Anmutung der Unfehlbarkeit erleichtert den Gegenspielern, den Druck weiter aufzubauen und das Verhalten des Protagonisten in immer größeren Dimensionen zu kritisieren.
5. Beichte, Reue, Absolution
Wie im katholischen Kontext nach erfolgter Beichte, die Sünde vergeben wird, so können auch publizistische Auseinandersetzungen durch die Analyse und das Eingestehen von eigenen Fehlern deeskaliert werden.
Hasso Mansfeld ist Kommunikationsberater und vermittelt in besonders verfahrenen Situationen zwischen Medien und dem Objekten der Berichterstattung, so zum Beispiel im Siemens-Schelsky-Prozess oder im EBS-Skandal. Für seine Arbeit ist er mehrfach ausgezeichnet worden.