
Smartphone-Markt:
Blackberry will keine Smartphones mehr herstellen
Der Konzern war einer der Wegbereiter des Marktes. Doch Samsung, Apple und chinesische Hersteller rissen den Smartphone-Markt an sich. Blackberry steigt aus.

Foto: Blackberry
Der Konzern war einer der Wegbereiter des Marktes. Doch Samsung, Apple und chinesische Hersteller rissen den Smartphone-Markt an sich. Blackberry steigt aus. Das angeschlagene Unternehmen will nach andauernden Verlusten keine Smartphones mehr selbst entwickeln. Diese Arbeit solle an Partner ausgelagert werden, kündigte Blackberry-Chef John Chen am Mittwoch an.
Die neue Strategie fokussiert sich auf ein Telekom-Gemeinschaftsunternehmen in Indonesien, in dem Blackberry sich auf die Software-Entwicklung beschränkt.
Blackberry hatte die Anfangsjahre des Smartphone-Geschäfts geprägt, seine Geräte wurden jedoch von Telefonen mit dem Android-System von Google und dem iPhone von Apple verdrängt. Der Marktanteil war zuletzt an die Marke von 0,1 Prozent geschrumpft.
Im zweiten Quartal 2016 war nach wie vor Samsung Marktführer (mit einem weltweiten Absatz-Marktanteil von 22,4 Prozent) gefolgt von Apple (11,8 Prozent), Huawei (9,4%) und den Newcomern Oppo (6,6%) und Vivo (4,8%). Alle anderen Hersteller weisen die Marktforscher von IDC mit 45,1 Prozent aus - hier drin sind auch Marken wie Lenovo (im 4. Quartal 2015 noch mit 5,1 Prozent gelistet), Xiaomi (Q4/15: 4,6%) und LG (zuletzt einzeln ausgewiesen im Q1/15 mit 4,6%).
Dass Blackberry (bis 2013 unter dem Firmennamen RIM aufgeführt) unter den großen Marken gelistet wurde, liegt vier Jahre zurück: 2012 verabschiedete sich Blackberry aus dem Ranking der großen Hersteller mit einem Marktanteil vonn4,3 Prozent (Q3) - noch 2009 (Q4) war die Marke mit 19,9 Prozent Absatzanteil die zweitstärkste - hinter Nokia (28,6%).
Die Handyveteranen sind ebenfalls weg vom Fenster - wollen aber noch mal angreifen: Im August hatte das Unternehmen angekündigt, eigene Smartphones und Tablets noch in diesem Jahr zu präsentieren. Dahinter steckt Foxconn: Microsoft hatte den lizenzierten Markennamen Nokia einst ge- und im Mai wieder verklauft: Am FHI Mobile, eine Tochter des Auftragsherstellers Foxconn, und HMD Global, ein von Ex-Nokianern gegründetes Startup.
Nicht wieder einsteigen wird wohl Ericsson: Die Schweden sehen den Smartphone-Markt am Ende. Dabei war der Konzern - mal mit, mal ohne Sony - einer der großen Player auf dem Mobiltelefonmarkt.
Und nun ist Blackberry ebenfalls raus. Mithilfe von Software und Dienstleistungen für Unternehmen will die Firma im laufenden Geschäftsjahr aus der Verlustzone kommen. In dem Ende August abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal verbuchte Blackberry einen Verlust von 372 Millionen Dollar nach einem kleinen Gewinn von 51 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel von 490 auf 334 Millionen Dollar.
Die Anleger reagierten positiv auf die neue Strategie. Die Blackberry-Aktie legte am Mittwoch im vorbörslichen US-Handel zunächst um rund sechs Prozent zu. Seit Jahresbeginn hat der Kurs allerdings 15 Prozent eingebüßt.
Blackberry kündigte außerdem an, dass Finanzchef James Yersh das Unternehmen aus "persönlichen Gründen" am 31. Oktober verlassen werde. Als Nachfolger wurde Steven Capelli vorgestellt, der von der SAP-Tochter Sybase komme und über 25 Jahre Erfahrung in der Software- und Tech-Branche mitbringe. Capelli soll den neuen Job am 1. Oktober antreten.
Und für alle Nostalgiker, die an den Klassikern unter den Mobil- und Smartphones hängen, noch einen Tipp aus dem "Münchner Merkur": Die alten Geräte sind teilweise noch richtig was wert - für Sammler und so. Unbenutzte Nokia 3310 kann man für einen knappen Hunderter erwerben - ein originalverpacktes Apple iPhone 2G sollten Sie lieber verkaufen: Da gab es neulich knapp 2500 Euro. (sh/mit dpa)