
Gruner + Jahr:
Boris-Becker-Titel der "Gala": Rotes Tuch und Cover des Monats
Der "Gala"-Titel zu Boris Becker ist zum "Cover des Monats" gekürt worden. Dabei hat sich der Ex-Tennisstar über Chefredakteur Christian Krug mächtig aufgeregt ...
Erst vor wenigen Tagen hat sich Boris Becker als bloggender Kolumnist im Neuzugang "Huffington Post" darüber ausgelassen, wie er mit der Kritik an seinem neuen Buch umgeht und im Zwist mit einem Chefredakteur diesem kein Interview gegeben hat. Dem Leser ist schnell klar geworden: Gemeint ist der Gruner+Jahr-People-Titel "Gala" mit Chefredakteur Christian Krug, der im September titelte: "Boris, was ist aus dir geworden?" Wörtlich bloggt Becker, der dank seines "Biografen" Christian Schommers die Gepflogenheiten der Yellow Press bestens kennt: "Und dann gibt es da noch einen etwas selbstverliebten Chefredakteur aus Hamburg, der mich wohl ganz besonders mag. Einige von Ihnen kennen ihn vielleicht, da er sich in nahezu jeder Ausgabe seiner Zeitschrift mindestens drei Mal selbst abbildet. Er verantwortet ein einstmals erfolgreiches People-Magazin, das mittlerweile im Schnitt bei deutlich unter 100.000 verkauften Exemplaren am Kiosk herumdümpelt." Weil er diesem Chefredakteur "aufgrund wirklich schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit zum Erscheinen meines Buches kein Interview geben wollte, hat er jetzt ein wenig sein ‚Mütchen‘ an mir gekühlt. Verkauft hat sich seine Titelstory nicht ganz so gut, wie ich höre", so der Ex-Tennis-Star, der auch via Twitter auf seine Biographie aufmerksam gemacht hat.
Andere stufen Krugs Idee weitaus kreativer ein: Die Ausgabe rund um Boris Becker ist jetzt zu einem der drei Titel-Helden beim Wettbewerb "Cover des Monats" für den September gekürt worden. "Ein Foto des einstigen Tennishelden, das gewiss nicht schmeicheln soll, und die Headline auf dem Gala-Titel machen neugierig auf die Geschichte und schaffen Kaufimpulse", teilen die Juroren mit, zu denen viele Werber, Chefredakteure und das Branchenmagazin "New Business" gehören. Christian Krug über die Cover-Optik mit Boris Becker: "Die Entscheidung war nach der Lektüre seines Buches schnell gefallen. Seit Anfang des Jahres schon sehen wir in der Redaktion denkwürdige Fotos von Boris. Mal als Bote für die Londoner Post, mal in Champagnerlaune am Strand, mal bauchfrei über Twitter, mal wie ein russischer Oligarch im Pelz. Dadurch haben wir uns schon öfter mit ihm beschäftigt. Das kann man alles links liegen lassen und unter Midlifecrisis abbuchen, aber durch die neue Biographie wussten wir, er meint sein Leben wirklich ernst. Er hat uns keine Wahl gelassen." Jeder, dem der Titel anschließend gezeigt worden sei, habe gesagt: "Genau das habe ich mich auch immer gefragt. Das nennt man wohl Lesernähe."
Kreative pflichten Krug bei seiner Beurteilung des einst gut gebuchten Testimonials Boris Becker bei: "Bei mir hat der Gala-Titel eingeschlagen wie eine Granate", gesteht Torben Hansen, Geschäftsführer Philipp und Keuntje, Hamburg. "Erstens, weil er eine latente Einsicht auf den Punkt trifft und endlich ausspricht. Zweitens, weil ein so pointierter monothematischer Titel ausgerechnet von der Gala kommt (Chefredakteure können eben doch schnell sichtbare Wirkung entfalten - Glückwunsch an Christian K.)." Immerhin: Auch Hansen teilt einen kleinen Hieb gegen "Gala" aus, die mit sinkenden Auflagen kämpfen muss. Und: Gerade der Becker-Titel hat sich schlecht verkauft. Dennoch hat Krug vergangene Woche mit einem Cover nachgelegt, auf dem Beckers uneheliche Tochter als Kindermodel abgebildet ist - zeitgleich zum "HuffPo"-Eintrag Beckers.