
Buchholz tritt bei Gruner + Jahr aufs Sonnendeck
Die Führungskrise bei Gruner + Jahr ist beendet: Bernd Buchholz übernimmt am Hamburger Bauwall ab sofort das Kommando. Die Belegschaft sieht's mit den gemischten Gefühlen.
Auf den neuen G+J-Chef Bernd Buchholz kommen schwere Zeiten zu. Denn der 47-jährige Manager steht angesichts einer der größten Krisen am deutschen Werbemarkt vor großen Herausforderungen. Er muss das Zeitschriftenhaus deutlich auf Rendite trimmen. Das erwartet vor allem der G+J-Mehrheitseigentümer Bertelsmann. Zuletzt hatte der Zeitschriftenprimus eher enttäuschende Zahlen vorgelegt.
So sank in den ersten sechs Monaten vergangenen Jahres der Konzernumsatz auf 1,348 Milliarden Euro, während er noch ein Jahr zuvor bei 1,37 Milliarden lag. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) verringerte sich im 1. Halbjahr vergangenen Jahres auf 106 Millionen Euro, während es noch 115 Millionen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren.
Ob Buchholz dieser Aufgabe gewachsen ist, wird sich zeigen. Denn bei vielen Mitarbeitern des renommierten Verlagshauses hat er keinen leichten Stand. "Da kommen wir vom Regen in die Traufe", meint ein G+J-Mitarbeiter. Grund für die Verärgerung sind diverse radikale Einschnitte, die der Deutschland-Chef angesichts der Einbrüche im Anzeigengeschäft vor Weihnachten vorgenommen hatte.
Dazu zählt unter anderem der Umbau der Wirtschaftspresse, die zur Kündigung von 110 Journalisten führte. So sollen künftig die Wirtschaftstitel "Financial Times Deuschland" (FTD), "Capital", "Impulse" sowie "Börse Online" unter dem Dach einer Einheitsredaktion in Hamburg entstehen, das der FTD-Chefredakteur Steffen Klusmann verantwortet.
Kaum Freunde hatte sich Buchholz zudem am Baumwall mit der Entscheidung gemacht, den Renommiertitel "Park Avenue" einzustellen. Viele G+J-Mitarbeiter sind deshalb schockiert von dem barschen Vorgeben des smart wirkenden Blondschopfs. Sie waren in der Vergangenheit eher gewohnt, dass die Verlagsspitze notwendige Strukturveränderungen mit Bedacht und ohne großes öffentliches Aufsehen umsetzte. "Das ist ein Paradigmenwechsel bei Gruner +Jahr", meint ein Brancheninsider.
Fraglich ist deshalb, ob Buchholz für weitere Umbauten den notwendigen Rückhalt in der Belegschaft genießt. Denn der ehemalige FDP-Politiker polarisiert gern mit spitzen Bemerkungen. Erst jüngst erregte er bei Gruner + Jahr hausintern die Gemüter. So wurde er vor allem wegen seiner flapsigen Aussage kritisiert, mit der er über den aktuellen Zustand des Verlagshauses in Zeiten der Finanzkrise fabulierte: "Wenn Sie als Kapitän auf der Brücke stehen und eine Riesenwelle aufs Schiffs zukommen sehen, dann müssen sie den Leuten auf dem Sonnendeck sagen, dass sie ihre Liegestühle und Dinks beiseite stellen müssen", erklärte der Zeitschriftenmann.
Buchholz hat das Magazingeschäft von der Pike an gelernt. Der studierte Jurist arbeitete 1996 zunächst als Vorstandsassistent bei Gruner + Jahr. 2000 wird der Verlagsleiter des G+J-Flaggschiffs "Stern" und dann Verlagsgeschäftsführer für die gesamte Stern/Geo-Gruppe. 2004 wird er als Mitglied des Vorstands und Leiter G+J-Deutschland für das gesamte Markengeschäft verantwortlich. Sein bisheriges Vorstandsressort wird zunächst nicht besetzt, Buchholz führt den Bereich erst einmal in Personalunion weiter.