
Querelen nach Parodie:
Böhmermann kotzt sich bei "Wired" über Youtube und Slimani aus
Youtube hat im Nachgang zu Jan Böhmermanns Parodie "Haul Hittler" auf Sami Slimani das Video gesperrt. Was der "Neo Magazin"-Macher davon hält, hat er "Wired" erzählt.
ZDFneo-Aushängeschild Jan Böhmermann hat kürzlich mit der Parodie "Haul Hittler" auf den Youtuber Sami Slimani von sich reden gemacht. In dem Video hat er Slimani, der regelmäßig seinen Fans in Haul-Videos seinen Einkauf bei der Drogerie-Kette dm präsentiert, mit Hitler gleichgesetzt. Bei Böhmermann wurde aus dm ein BDM und er freute sich über das Parfum "Germania", das "wie Ernst Röhm nach dem Duschen" roch. Dass Böhmermann wenig Freude mit dem Clip im Nachgang hatte, das verrät der baldige ZDF-Moderator in der am Dienstag erscheinenden Februar-Ausgabe des Condé-Nast-Hefts "Wired".
Dem Redakteur Bernd Skischally hat der Entertainer und Technik-Freak erzählt, dass er niemals Youtube-Star werden möchte und dass er von Sami Slimani wenig halte. Wörtlich heißt es da, Böhmermannn würde sich nicht abhängig machen wollen "von den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines amerikanischen Konzerns". Und: "Es ist ein großes Missverständnis, zu glauben, Youtube sei ein Anbieter von Rundfunkinhalten. Das ist ein profitorientiertes Unternehmen." Seine Denkweise hängt unmittelbar mit "harmlosen Parodie auf den peelingcremetriefenden intellektuellen Wattebausch namens Sami Slimani" zusammen, wie er "Wired" erklärt.
Böhmermann kotzt sich bei "Wired" aus: "Der eitle Luftblasenproduzent hat, einfach weil er einen schweren Kratzer an seinem hochhaushohen Edelego erlitten hatte, das Video sperren lassen. Was man aus der freien Presselandschaft kennt, kehrt Youtube komplett um. Da ist der Besitzer der Urheberrechte in der Lage, Inhalte zu sperren und einen Diskurs zu verhindern, bevor ein Gericht überhaupt entschieden hat, ob etwas richtig ist oder nicht." Youtube-Erscheinungen wie Sami Slimani gehörten in den "Fleischwolf der Real-Life-Kulturkritik gesteckt und gründlich durchgemalmt", fordert Böhmermann.
An Youtube selbst kommt das Team des "Neo Magazins" nicht vorbei. Jan Böhmermann: "Wir bespielen alle Kanäle, die möglich sind – so ist zum Beispiel auch 80 Prozent der Sendung auf Youtube zu sehen." Gutem Inhalt sei es egal, wo und wie er abgespielt werde. Das "Neo Magazin" laufe nach einer gewissen Eingewöhnungsphase inzwischen ganz gut in der Mediathek. "Mittlerweile hält es sich ungefähr die Waage", so Jan Böhmermann im Gespräch mit dem Digital-Lifestyle-Magazin aus München. Von Youtube bedroht sieht sich Jan Böhmermann nicht.
Übrigens: Die ganze Diskussion um die Zukunft des Fernsehens findet er "sehr elitär". Sein Argument: "Wenn ich mich in meinem Verwandtenkreis umhöre, da weiß noch keiner, was Netflix ist. Wann die Tagesschau und das Heute Journal kommen, wissen aber alle." Trotzdem müssten Sender akzeptieren, dass ihnen dieselben Herausforderungen bevorstehen wie der Musikindustrie, dem Buchmarkt und der Filmbranche. Böhmermann gegenüber "Wired": "Das Fernsehen wird nie wieder der alleinige Mittelpunkt werden, um den sich abendlich die ganze Familie schart."
Das komplette Interview mit Jan Böhmermann ist hier zu finden.