
CMA muss Werbung sofort stoppen
Mit seinem Urteil zum Absatzfondsgesetz hat das Bundesverfassungsgericht der CMA-Werbung den Garaus gemacht: Sofern nicht längfristige Verträge gelten, wird sie abgeschaltet. Die Werbewirtschaft verliert 20 Millionen Euro.
Ein Urteil wie ein Donnerschlag: Das Bundesverfassungsgericht hatte am Dienstag die Zwangsabgaben an den Absatzfonds der Land- und Ernährungswirtschaft für verfassungswidrig erklärt. Damit entfällt die Finanzierungsgrundlage für die Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA). Das Urteil ist sofort rechtsgültig, sprich: Die CMA muss ihre Marketing- und Werbearbeit einstellen – wenn möglich sofort.
"Damit hat niemand gerechnet", erklärt Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (bve). Die gesamte Branche sei geschockt. Konkret bedeutet dies für die Agenturen: Soweit es keine langfristigen Verträge und Einbuchungsvereinbarungen mit den Medien gibt, werden die Werbeaktivitäten eingestellt. "Alles steht auf dem Prüfstand", erklärt Frank Hopstein, der als externer Berater derzeit das CMA-Marketing verantwortet.
Neue Kampagnen werden eingestellt
Fortgeführt zumindest bis Ende des Jahres wird die gerade erst auf der Grünen Woche präsentierte und von der Heye-Tochter Print entwickelte Fleischkampagne (Claim: "Die Fleischexperten. 360 Grad Qualität"). "Hier kommen wir aus den Verträgen nicht raus", so Hopstein. Deutlich düsterer sieht es für die von der Kölner PR-Agentur Jeschenko gestaltete Kampagne für Eier und Geflügel sowie die von Scholz & Friends, Hamburg, verantwortete Milch-Kampagne ("Die Milch macht’s") aus. Sie werden nur noch in abgespeckten Versionen versendet und im Laufe des Jahres abgeschaltet.
Für die Werbeindustrie ist das Verdikt aus Karlsruhe ein herber Schlag; die CMA, seit Jahrzehnten ein Big Spender im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft, hatte gerade erst wieder im großen Umfang begonnen zu werben. So waren für die Fleisch- und Milch-Kampagnen Jahresetats in Millionenhöhe vorgesehen. Der gesamte Marketingetat der CMA wird auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.
Wie es mit der Gesellschaft mit Doppelsitz in Bonn und Berlin weitergeht, ist derzeit noch völlig offen. Vom bvg bis zum Bauernverband haben sich alle Spitzenverbände für den Erhalt der Marketinggesellschaft ausgesprochen. Die Arbeit der CMA sei unverzichtbar, so bvg-Hauptgeschäftsführer Horst gegenüber dem W&V-Schwesternblatt "Kontakter": "Vor allem in der Exportförderung war sie sehr erfolgreich."
Marketingchef will weitermachen
Nach dem Wegfall der Zwangsabgabe der Agrarerzeuger ist der Knackpunkt die künftige Finanzierung der CMA, die auf 100 Millionen Euro im Jahr taxiert wird. "Es muss ein neues Finanzierungsmodell gefunden werden", erklärt Marketingchef Hopstein. Hier hoffen er und die entsprechenden Verbände vor allem auf Geld aus dem Staatssäckel. Offenbar nicht zu Unrecht; auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat sich vehement für den Bestand der CMA ausgesprochen. Ein entsprechender Beschluss über die weitere Finanzierung der CMA soll bereits in den nächsten Wochen fallen. Frank Hopstein will jedenfalls an Bord bleiben: "Ich mache auf jeden Fall weiter."