Content Allianz: Ernsthaftes Bündnis oder Debattierclub?
Angeschoben von der ARD-Vorsitzenden Monika Piel und VPRT-Präses Jürgen Doetz trommelt die Deutsche Content Allianz für den Wert der Medieninhalte. Gegenüber W&V-Online-Redakteurin Katrin Otto hebt Monika Piel den Ernst der Lage hervor.
Hier ziehen TV, Print, Film und Musik mal an einem Strang. Die Gratis-Kultur im Internet ist ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Die neu gegründete Content-Allianz soll es richten: Angeschoben von der ARD-Vorsitzenden Monika Piel und Jürgen Doetz, Sprachrohr des Privatfunks im VPRT, soll die im April gegründete Initiative für den Wert der Inhalte in den Medien sensibilisieren. Die Grundsätze und weitere Infos sind in der aktuellen Printausgaben der W&V (EVT: 12.05.) zu finden. W&V-Online Redakteurin Katrin Otto hat darüber hinaus mit Monika Piel gesprochen – und wirft dabei die Frage auf: Ist die Deutsche Content Allianz ein ernsthaftes Bündnis oder nur ein weiterer Debattierclub?
Wenn man sich die Zusammensetzung der Deutschen Content Allianz anschaut, hat man den Eindruck, es handelt sich um eine Front der klassischen Medien gegen die neuen Medien?
Die Ziele der Deutschen Content Allianz richten sich nicht gegen etwas, sondern stehen für etwas. Ob Buch, Film, Musik, Presse oder Rundfunk – die Content Allianz will für die Interessen von Anbietern und Produzenten von Inhalten auf politischer Ebene sensibilisieren und deren Leistungen wieder stärker in den Blickpunkt rücken. In der Medienpolitik wird seit Längerem viel über die Interessen und Voraussetzungen von guter Infrastruktur und zukunftsweisender Technologie gesprochen – Tatsache ist aber auch, dass technische Infrastrukturen nur entstehen und sich weiter entwickeln, wenn attraktive und innovative Inhalte bereitstehen. Ziel der Allianz ist es daher, dass die Anliegen derjenigen, die diese Inhalte schaffen und anbieten, bei den anstehenden medienpolitischen Initiativen angemessen berücksichtigt werden.
Wie soll die Arbeit der Allianz in der Praxis aussehen?
Die Allianz ist ein – übrigens beitrittsoffenes – Bündnis für Inhalte und kein eingetragener Verein mit Vorsitzendem oder Sprecher und fester Satzung. Die Interessen der Allianz-Mitglieder sind im Detail auch durchaus unterschiedlich und vielfältig. Die Mitglieder der Deutschen Content Allianz stehen auch weiterhin im publizistischen Wettbewerb – daran wird und soll sich gar nichts ändern. Einig sind sich aber alle darin, dass sich der Wert medialer Inhalte auch in der Netzpolitik wiederfinden muss. Für dieses übergeordnete und branchenübergreifende Ziel möchte die Deutsche Content Allianz in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit sensibilisieren. Die Bedeutung der Inhalte-Anbieter und -Produzenten für eine demokratische Informationsgesellschaft soll in den Vordergrund gerückt werden.
Welche Forderungen sollen konkret durchgesetzt werden?
Zum Erhalt der vielfältigen Medienlandschaft in Deutschland muss der Medien- und Kulturpolitik auf Länder- und Bundesebene ein angemessener Stellenwert eingeräumt werden. Anbieter und Hersteller medialer Inhalte sind auf angemessene wirtschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen angewiesen. Von denen profitieren letztlich beide: Inhalte und Netze. Wichtig ist der Deutschen Content Allianz, dass den Inhalte-Anbietern ein diskriminierungsfreier Zugang zu den Infrastrukturen gewährt wird. Über all diese Themen werden die Mitglieder der Deutschen Content Allianz an geeigneter Stelle Gespräche führen.
Was bedeutet die Forderung "diskriminierungsfreier Zugang der Angebote"?
Wir fordern einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Infrastrukturen und eine Chancengleichheit bei der Auffindbarkeit von Inhalten. Alle Anbieter legaler Inhalte und Dienste müssen die gleiche Chance haben, vom Zuschauer, Zuhörer oder Nutzer gefunden zu werden. Ein großes Diskriminierungspotenzial liegt vor allem darin begründet, dass neben den klassischen Inhalte-Anbietern mittlerweile auch die Netzbetreiber selbst Inhalte anbieten. Es darf nicht dazu kommen, dass diese Inhalte zum Beispiel im Vergleich zu Rundfunkangeboten besser auffindbar sind oder bevorzugt in den Netzen verbreitet werden. Mit einem diskriminierungsfreien Zugang geht aber auch einher, dass die Zugangsbedingungen für Anbieter und Nutzer transparent und nachvollziehbar ausgestaltet sind.