Exklusive Studie:
Corona-Stimmungsbarometer: Keine Spur von German Angst
Vertrauen in die Politik? Angst um den Arbeitsplatz? Bereit für den Gehaltsverzicht? Antworten auf diese und andere Fragen gibt das monatliche W&V Corona-Stimmungsbarometer. Die Juli-Ergebnisse.
Erinnert sich noch jemand an die "German Angst"? Wenn es um den Umgang mit der Pandemie und deren Bewältigung geht, sind die Deutschen alles andere als mutlos. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, damit richtig umzugehen, ist seit Monaten ungebrochen hoch. Selbst die Politik, die durchaus immer wieder Grund für Kritik geboten hat, kommt in den Augen der Menschen relativ gut weg. Nur mehr jeder Zehnte hat Angst davor, den Arbeitsplatz zu verlieren. Mehr als zwei Drittel sieht der Zukunft in diesem Punkt eher entspannt entgegen. Obgleich den Menschen mittlerweile bewusst ist, dass Corona und die damit verbunden Einschränkungen uns noch viele Monate beschäftigen wird. Das sind einige der Ergebnisse des W&V Corona-Stimmungsbaromters für den Monat Juli.
Herausgegeben wird die Studie vom Deutschen Marketing Excellence Netzwerk in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Marketing der Universität Erlangen-Nürnberg unter der Leitung von Professor Andreas Fürst. Sie wird monatlich aktualisiert und erscheint exklusiv bei W&V. Der monatliche Rhythmus wurde gewählt, um deutliche Veränderungen beispielsweise bei der allgemeinen aber auch bei der jobbezogenen Stimmung darstellen zu können. Außerdem haben andere Studien gezeigt, dass eine wöchentliche Neuauflage relativ geringen Erkenntnisgewinn mit sich bringt.
Obgleich uns die Pandemie weiter im Griff hat und weder ein Impfstoff noch ein wirksames Heilmittel in Sicht sind, ist das Vertrauen der Menschen in die Politik, aber auch in die Wirtschaft relativ hoch bzw. ungebrochen hoch. Im Vergleich zum Vormonat haben auch jüngere Konsumenten wieder stärkeres Vertrauen in sich selbst.
In einigen Bundesländern haben die großen Sommerferien bereits begonnen. Doch nach wie vor sind der Reieslust der Deutschen Grenzen gesetzt. Vielleicht liegt es daran, dass zuletzt vor allem Konsumenten mittleren Alters das Ausmaß der Einschränkungen als (sehr) stark bewerten. Bei Jüngeren ist dies weniger stark. Das könnte daran liegen, dass Treffen in größeren Gruppen nun erlaubt sind. Grundsätzlich gilt: Die Stärke des Ausmaßes der empfundenen Einschränkungen sinkt weiterhin.
Wie auch im Vormonat fühlen sich insbesondere Selbstständige von den Maßnahmen sehr stark betroffen. Auch Tourismus/Gastgewerbe schätzt das Ausmaß in diesem Monat als (sehr) stark ein - trotz der Erleichterungen.
Und wie lange sind die Menschen in Deutschland noch bereit, mit den Auflagen zu leben? Während sich offenbar eine wachsende Zahl damit abgefunden hat, dass Corona unser Leben auf absehbare Zeit einschränkt, ist die Geduld bei den Selbständigen und bei Tourismus/Gastgewerbe weiter gesunken.
Bei den meisten Menschen hat sich eine eher nüchterne Erwartungshaltung breit gemacht, wenn es darum geht abzuschätzen, wie lange wir noch mit der Viruskrankheit und deren Folgen leben müssen. 15 Prozent rechnen mit einem Zeitraum über 2021 hinaus, 17 Prozent bis Ende kommenden Jahres. Mit Blick auf die März-Zahlen sind die Veränderungen hier besonders groß.
Auch wenn immer noch jedes Wochenende Menschen überall im Land gegen die Corona-Einschränkungen und in ihren Augen staatliche Willkür protestieren - die überwiegende Mehrheit ist der Überzeugung, dass die Bundesregierung mit Blick auf die anderen Länder in Deutschland ihren Job recht gut macht.
Von Monat zu Monat beinahe unerklärlich ist der zuversichtliche Blick auf die Beschäftigungssituation. Die Zahl der Menschen, die sich keine Sorge um ihren Arbeitsplatz macht, ist gleich geblieben; die Zahl derer, die sich große Sorgen machen, sogar gesunken.
Mit Blick auf das vorangegangene Chart ist das Ergebnis dieser Frage wenig überraschend: Die Bereitschaft auf Gehalt zu verzichten, hat weiterhin abgenommen. Der Anteil derer, die gar nicht bereit sind, ist gleich geblieben. Allerdings trifft das keineswegs auf alle Branchen zu. So sind Selbstständige wie auch Beschäftigte in der Medienbranche offenbar stark zu Zugeständnissen bereit.
Im Vergleich zu den Vormonaten langweilen sich die Konsumenten weniger. Nur bei den Jüngeren hat sich ein Trend in die gegenläufige Richtung entwickelt.
Sieht man von der Gruppe der Selbstständigen und der jungen Konsumenten ab, so ist die Akzeptanz von Werbung etwas gesunken. Das trifft grundsätzlich auch auf Werbung mit Corona-Bezug zu.