
Creative Industries: Überleben – aber wie?
Auf einem Kongress in Berlin sucht die Linke nach fairen Strukturen für freiberufliche Kreative.
Mehr Schutz für die Rechte der Urheber, bessere Honorare oder gar ein Grundeinkommen für die Kreativbranche? Strategien zum "Überleben in den Creative Industries" standen im Mittelpunkt eines internationalen Kongresses in Berlin, mit dem die Rosa-Luxemburg-Stiftung die Arbeitsbedingungen freiberuflicher Medienschaffender unter die Lupe nahm. Nach Ansicht des Bildungswerks der Linken ist deren Situation mittlerweile prekär. Die digitale Revolution, neue Arbeitsformen sowie flexiblere Unternehmensstrukturen – so die Bestandsaufnahme – hätten zu einer enormen Konkurrenz um Jobs und Aufträge geführt. Besonders die mittlerweile gängige Praxis multimedialer Mehrfachverwertung ohne entsprechende Zusatzhonorierung habe die Einkommenssituation freischaffender Autoren verschlechtert. Wie eine gerechtere Entlohnung der Urheber aussehen könnte, blieb im Verlauf des Kongresses allerdings umstritten. Auch die Zukunft des Urheberrechts löste kontroverse Diskussionen aus. Während Verdi-Gewerkschafter Wolfgang Schimmel für eine stärkere Rolle des Gesetzgebers plädierte und etwa die konsequente Verfolgung illegaler Musiktauschbörsen forderte, sahen manche Web-Aktivisten die Lösung eher in einem Grundeinkommen für Medienschaffende.
Auch wie Freiberufler des digitalen Zeitalters ihre arbeitsrechtlichen Interessen angemessen vertreten können, blieb strittig. Während die US-Professorin Jamie Peck angesichts erfolgreicher Streiks amerikanischer Drehbuchautoren an die Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisation erinnerte, zeigte sich Eva Kiltz, Vorsitzende des Verbands kleiner Musikunternehmen, eher skeptisch: "Unsere Mitglieder arbeiten zwar auch unter hoher Selbstausbeutung, sind gleichzeitig aber auch Unternehmer. Von Gewerkschaften wollen die eigentlich nichts hören."