
Studie zu Digitalradio :
DAB+ gewinnt Preisvergleich: Mobiles Webradio kostet 40 Mal mehr
These beim Digitalradio-Gipfel des BR: Würde der Ausbau von DAB+ nicht vorangetrieben, müssten 25 Prozent der Radionutzung in Bayern vom Mobilfunk allein getragen werden.
Auch wenn Radiostationen nach wie vor das klassische analoge UKW als Königsweg der Verbreitung nutzen: Irgendwann wird die Hörfunkübertragung digitalisiert werden, auch wenn weiterhin in den Sternen steht, ob das nun von Deutschlandradio-Chef Willi Steul geforderte UKW-Ende bis zum Jahr 2025 möglich wird. Ein Gutachten der Technischen Universität München im Auftrag von BR und der Münchner Medienanstalt BLM kommt zu dem Schluss, dass DAB+ als Ersatz aus Kosten- und Vernunftgründen die einzig wahre Wahl wäre – "der Ausbau des Digitalradio-Sendenetzes DAB+ in Bayern ist zukunftsträchtig, günstig und verbraucherfreundlich", so das Fazit.
Herangezogen wird als Vergleichsgröße das Webradio über den Mobilfunkstandard LTE. Das wäre für den Verbraucher allerdings 40 Mal teurer, meinen die Forscher und formulieren die These: "Broadcast schlägt Broadband". Laut dem Gutachten des Lehrstuhls für Controlling der TUM School of Management (Technische Universität München) werde die Bedeutung des mobilen Webradios zunehmen, "kann jedoch auf absehbare Zeit DAB+ nicht ersetzen". Dieser digitale Radio-Standard sei "für die künftige Radioübertragung unverzichtbar", auch wenn Webradio einige für Hörer interessante Tools wie Interaktion bieten würde. In Zahlen: Würde der Ausbau von DAB+ nicht vorangetrieben, müssten 25 Prozent der Radionutzung in Bayern vom Mobilfunk letztlich allein getragen werden. Die Datenmengen über LTE würden dann jährlich fast 617 Millionen Euro verschlingen, heißt es. Demgegenüber stünden lediglich 15,5 Millionen Euro, die nach einem forcierten Ausbau von DAB+ jährlich aufliefen. Hier geht es zur Studie.
Warum boomt dann Digitalradio dann eigentlich immer noch nicht? Beim Digitalradio-Gipfel "Radio ist Digital" in München ist am Dienstag wiederholt die Forderung nach einer Initialzündung für DAB+ gefallen. Der Appell ist fast 20 Jahre alt, zumal 1995 der technische Vorgänger DAB startete und vergebens auf den Durchbruch wartete. Jetzt, einige Jahre nach dem Neustart von Digital Radio mit dem verbesserten System DAB+, wird auf dem Gipfel in München von bundesweit 2,7 Millionen Endgeräten bundesweit gemunkelt. Zum Vergleich: 2013 nutzten knapp 94 Prozent der fast 40 Millionen Haushalte in Deutschland ein UKW-Empfangsgerät. Ein weiter Weg, bis die analoge Antenne ersetzt werden kann. BR-Intendant Ulrich Wilhelm appelliert dennoch an die Länder: "Da sich abzeichnet, dass auch UKW durch das digitale Radio abgelöst werden wird, müssen wir den Übergangszeitraum gestalten und den Hörern einen reibungslosen Umstieg ermöglichen. Hierfür werden Initiativen des Gesetzgebers nötig sein."
Die Branche bekundet indes, dass sowohl UKW als auch DAB+ gefragt seien. Von Seiten der Automobilindustrie - Audi und BMW, die mit DAB+ ausstatten - heißt es auf dem Gipfel, dass Digitalradio als Broadcast für die Basisverpflegung mit Musik und Infos notwendig sei, Internetradio als Ergänzung mit Musik und News. Kommerzielle Anbieter wie etwa Antenne Bayernächzen derweil unter den Kosten der Doppelbelastung für beide Verbreitungswege, die parallel genutzt werden und pocht auf finanzielle Unterstützung. Senderchef Karlheinz Hörhammerfürchtet den Abschied von UKW: "Wir sehen kein Umstiegsszenario auf Basis der Endgeräte im Markt. Das wäre ein bitteres Ende der Gattung Hörfunk". Wie erinnern uns: Ursprünglich sollten schon bis 2010 alle Radiosender ihren Sendebetrieb auf das digitale DAB (Digital Audio Broadcasting) umgestellt haben. Nach massiven Widerständen hatte der Gesetzgeber einen festen Termin allerdings gestrichen.
Als nächstes soll in NRW für Digital Radio getrommelt werden. Unter dem Slogan "Ich will es einfach!" ist im bevölkerungsreichsten Bundesland eine crossmediale Werbekampagne für DAB+ gestartet. Die gemeinsame Aktion des WDR, des Deutschlandradios, der im bundesweiten und regionalen Digitalradio verbreiteten privaten Programme sowie des Sendernetzbetreibers Media Broadcast ist auf zwölf Wochen angelegt. Die Macher der Kampagne wollen die Bevölkerung für die Radiotechnologie der Zukunft sensibilisieren, auf die Vielfalt der digitalen Programme aufmerksam machen und über die einfache Bedienung der digitalen Radiogeräte informieren.
ps/ko