
Autorisierungswahn und Knebelvertrag:
DJV rät von Interviews mit Martina Gedeck ab
Der Journalisten-Verband DJV warnt: Schauspielerin Martina Gedeck fordert aus seiner Sicht zu viel Mitsprache bei Veröffentlichungen.

Foto: DJV
Das kennen wir in Redaktionen bestens: Interviews und Zitate wollen die Gesprächspartner vor der Veröffentlichung autorisieren. Doch was die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck von den Medien einfordert, geht dem Deutschen Journalisten-Verband DJV nun doch zu weit und grenzt an Autorisierungswahn: In einer "DJV-Pressemitteilung zu Knebelvertrag" warnt der Verband seine Mitglieder davor, Interviews mit Gedeck zu führen. In deren Interviewvereinbarungen würde eine "inakzeptable Autorisierung weit über die Zitate der Schauspielerin hinaus" gefordert.
Vor allem auf eine Klausel in den dem DJV vorliegenden Verträgen schießt sich der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall ein. Diese lautet:
"Sofern Zitate auf dem Titel der Zeitung, in der Überschrift, in Unterüberschriften, Zwischenüberschriften oder Bildunterschriften bzw. in Falle der Hervorhebung durch Fettdruck im Fließtext verwendet werden, sind diese auch konkret mit Künstler abzustimmen."
Welche Über- und Unterschriften der Journalist wähle, gehe die Interviewpartnerin nichts an, meint Überall und nennt die Forderung einen "nicht hinnehmbaren Eingriff in das Layout der Zeitung".
Ebenso sei die geforderte Einbindung der Schauspielerin in die Bildauswahl nicht zu akzeptieren: "Das lässt keine freie Berichterstattung mehr zu", betont der DJV-Bundesvorsitzende. "Wenn Journalisten zu Werbeträgern degradiert werden sollen, ist Boykott die einzig mögliche Antwort."