
Corona-Monitor:
Der große Wertewandel fällt aus
Ein Ende der Pandemie ist nicht absehbar. Aber vieles ist wieder normal oder auf dem Weg dahin. Große Umbrüche im Verhalten der Menschen sind nicht erkennbar, so der aktuelle Corona-Monitor von Havas Media.

Foto: Havas Media
Inzwischen gibt es keinen Zweifel mehr: Die Corona-Pandemie begleitet uns noch auf absehbarer Zeit. Und damit werden die Menschen auch weiter mit den Einschränkungen und den Ungewissheiten weiterleben müssen. Selbst wenn sie sich nach Normalität sehnen. Vieles, darunter die Mediennutzung, ist bereits auf dem Weg dorthin. Anderes überrascht. So das gewachsene Interesse an Brettspielen, das im übrigen anhalten soll. Doch große Umbrüche in Verhalten und Wertvorstellungen gibt es offenbar nicht. Das sind einige der Ergebnisse der aktuellen Umfrage von Havas Media, die W&V vorab vorliegen. Die Mediaagentur hat zum 9. Mal Bürger und Bürgerinnen in Deutschland zu Mediennutzung, Konsum und Alltag befragt.
Obgleich viele von einer "neuen Normalität" sprechen, haben die Menschen durchaus gemischte Gefühle - je nach dem, wo sie sich aufhalten. So sagt jeder zweite Befragte, er fühle sich in Fitnessstudios nicht wohl. Ein Problem für die Betreiber, das sich wohl so schnell nicht lösen lässt.
Draußen scheint die Sonne, man kann wieder mehr unternehmen. Entsprechend pendelt sich die Mediennutzung Richtung Normalniveau ein. Medien haben jedoch an Bedeutung gewonnen. Dies wird langfristig spürbar sein.
Das Konsumverhalten der Menschen ändert sich nur wenig. Allerdings gibt es gravierende Unterschiede, wo eingekauft wird. E-Commerce profitierte bislang gewaltig von den Einschränkungen und ein zurück zu Vor-Corona-Zeiten wird es wohl nicht geben.
Die Menschen kaufen sowohl in den Städten als auch Online wieder ein. Gerade Eltern nutzen das bequeme Shoppen von zu Hause. Gerade wenn es um Kleidung geht oder - passend zur Urlaubszeit - um Bücher, nutzen die Menschen das digitale Angebot. Auch weil die Doppelbelastung zu Hause sowie das Masken tragen mit der ganzen Familie die Lust an einem Tag im Shoppingcenter vermiesen.
So ganz ohne Wirkung ist die Mehrwertsteuer-Senkung offenbar nicht. Ein Viertel der Bürger lässt sich dadurch zu Einkäufen bewegen. Es sind vor allem die jüngeren Menschen, die deshalb in die Tasche greifen.
Wer einmal Lieferdienste in Anspruch genommen hat oder selbst schnell das eine oder andere Gericht beim Restaurant abgeholt hat, war mit den Resultaten offenbar zufrieden. Die überwiegende Mehrheit wird diese Annehmlichkeiten auch nach der Krise weiter nutzen.
Mehr als die Hälfte waren inzwischen wieder in einer Bar, Kneipe, Biergarten oder in einem Restaurant. Doch mehr als ein Drittel gibt an, dass es weniger Spaß macht auszugehen. Die Probleme der Gastronomie bleiben erst mal bestehen. Und dürften sich in der kalten Jahreszeit sogar wieder verstärken.
Live-Music hat durchaus viele Freunde, doch fast die Hälfte gibt an, erst mal nicht mehr Konzerte zu besuchen, auch wenn es wieder möglich ist.
Rund 60 Prozent der Befragten gaben an, der Sommerurlaub werde bei ihnen ausfallen. Wer in Urlaub gefahren ist, blieb überweigend in Deutschland. Dennoch ist die Sehnsucht der Reiseweltmeister ungebrochen hoch. Nachdem Deutschland als Reiseland in 2020 ausgiebig erkundet wurde, darf es dann gern wieder nach Australien oder in die USA gehen. Gebucht wird aber etwas kurzfristiger. Und: Bei den europäischen Reiszielen gibt es keine Überraschungen.
Viele Menschen haben vor Wochen schon prophezeit, die Pandemie werde das Verhalten der Menschen grundlegend verändern. Doch das scheint sich nicht zu bewahrheiten. Die Menschen setzen lieber auf Bewährtes als auf Neues.