2010 nach dem Vertragsabschluss für die Flotte lobte die Deutsche See Volkswagen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. VW garantiere die "umweltfreundlichsten, effizientesten und abgasärmsten Fahrzeuge". Man wolle die Nachhaltigkeit zusammen leben. Und VW-Manager Harald Schomburg bezeichnete die Bremerhavener als Partner, "für den wir exemplarisch den unabdingbaren Veränderungsprozess einer umweltverträglichen Mobilität vorantreiben".

Europas größter Autobauer kennt viele juristischen Vorwürfe in der Abgas-Affäre. Es geht etwa um unlauteren Wettbewerb und Betrug, um verschleppte Informationspolitik, um Marktmanipulationen oder um den einen oder anderen Privatwagen, der zurückgenommen werden soll. Doch die anstehende Klage der Deutschen See zeigt einen neuen Aspekt, und das macht sie besonders: Es geht um Glaubwürdigkeit auch bei großen Kunden.

Dabei steht der damals beschworene "unabdingbare Veränderungsprozess einer umweltverträglichen Mobilität" seit dem Diesel-Desaster unter neuen Vorzeichen. "Wir sind tief enttäuscht über VW und fühlen uns hingehalten und betrogen, da die gemeinsam angedachte Partnerschaft im Bereich der Nachhaltigkeit nur von unserer Seite eingehalten wurde", sagt Miebach. Gespräche, das zu verändern, habe VW abgeblockt. Es regierten nun "Juristen und PR-Manager". Mit dem heutigen Wissen wäre der Vertrag nie entstanden.

2010 gewann die Deutsche See den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Das Unternehmen zeigt an vielen Praxisbeispielen, dass der Gedanke eben kein Feigenblatt sei, den wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Ressourcenschonung zu vereinen. Die Firma lebt von Lebewesen als Ertragsquellen, die auch in Zukunft nachwachsen müssen.

Diesel sind für den Mittelständler eine ökonomische Notwendigkeit. Doch die Deutsche See will auch Vorreiter sein: Seit 2014 liefern die Bremerhavener als nach eigenen Angaben bundesweit erstes Unternehmen frische Lebensmittel mit einem rein batteriebetriebenen Elektrowagen aus. Es ist ein e-Up von VW. Doch die Deutsche See kritisiert, Projekte wie die E-Fahrzeuge habe sie "ohne jegliche Unterstützung durch VW alleine vorangetrieben".

VW-Konzernchef Matthias Müller rief kürzlich seine Strategie 2025 aus. Deutschlands größter Konzern sei im "größten Veränderungsprozess in der Geschichte von Volkswagen". Ziel sei es, VW "zu einem der weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität" zu machen. Miebach sagt: "Jeder vernünftige deutsche Bürger möchte eine starke Mobilitätsindustrie und damit auch eine zukunftsfähige VW-Welt." Gerade deshalb müsse Volkswagen Worten auch Taten folgen lassen. (dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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