DIHK: Niemand wisse, welche der Ankündigungen von Donald Trump im Wahlkampf umgesetzt würden, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. "Die Verunsicherung ist deshalb gerade auch bei den deutschen Unternehmen groß." In Deutschland hingen fast eine Million Arbeitsplätze am Export in die USA.

BVDW: Für Matthias Wahl, Präsident des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), steht der designierte US-Präsident jetzt in der Pflicht: "Nach seinem Wahlsieg muss Donald Trump Farbe bekennen. Die Digitale Wirtschaft in Deutschland und der gesamten EU erwartet verlässliche Rahmenbedingungen für die bewährte transatlantische Zusammenarbeit. Bestehende Freihandelsbeziehungen dürfen von der neuen US-Regierung unter keinen Umständen in Frage gestellt werden – dies wäre Gift für die Weltwirtschaft."

IW: Das Institut der deutschen Wirtschaft glaubt, dass die Verunsicherung der deutschen Wirtschaft einen Dämpfer versetzen wird. Vor allem für Investitionen sei Ungewissheit Gift, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Die wirtschaftliche Aktivität bekomme eine "massive Tüte Sand ins Getriebe", sagte er.

IFO: Auch das Institut für Wirtschaftsforschung erwartet einen Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung. "Wenn Trump die Handelsschranken durchsetzen könnte, die er angekündigt hat, wäre der Schaden groß", sagte Präsident Clemens Fuest. Trump könne die Handelspolitik aber nicht allein bestimmen, sondern brauche den Kongress. "Trump wird bestehende Abkommen kaum kippen können, aber der Abschluss neuer Abkommen wie TTIP wird deutlich schwieriger."

DIW: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ist hingegen optimistisch. "Ich erwarte eigentlich keine großen negativen Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft", sagte Präsident Marcel Fratzscher. "Trump wird seine Wahlversprechen - also aus der Welthandelsorganisation auszutreten, Freihandel mit Europa zu beenden - all das wird er nicht umsetzen können." Die deutsche Wirtschaft sei global sehr stark, diversifiziert und flexibel, sagte Fratzscher.

AMCHAM: Die amerikanische Handelskammer in Deutschland befürchtet im Fall einer wirtschaftlichen Abschottung unter Trump Folgen für den gemeinsamen Handel. "Eine Politik des Protektionismus wäre für die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen nicht hilfreich", sagte Präsident Bernhard Mattes. Deutsche Firmen könnten ferner Investitionen in den USA überdenken. Es bleibe aber abzuwarten, welche Politik Trump im Amt verfolge.

IfW: Das Institut für Weltwirtschaft sieht in Trumps Sieg "einen weiteren, großen destabilisierender Faktor" in Zeiten wachsender globaler Unsicherheit. Viele von Trumps Äußerungen seien Kampfansagen an Grundprinzipien der globalen Ordnung, den Freihandel und die offene Gesellschaft, sagte Präsident Dennis Snower. Er fürchtet schwere Folgen, sollte Trump seine Ankündigungen wahr machen. "Amerika wird ärmer werden, der weltweite Wohlstand durch weniger Handel zurückgehen."

VDMA: Der Branchenverband der Maschinenbauer warnt vor einer Abschottung der weltgrößten Volkswirtschaft. Falls die USA einen protektionistischen Kurs einschlagen würden, werde das rund um den Globus zu spüren sein, sagte Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. "Wir können nur hoffen, dass er (Trump) seinen Worten keine entsprechenden Taten folgen lässt".

VCI: Der Verband der Chemischen Industrie appelliert an die transatlantische Zusammenarbeit in der der Handels-, Klima- und Wirtschaftspolitik. "Die Verunsicherung, wohin die USA nun steuern, ist groß", sagt Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Man hoffe, dass Trump trotz nationalistischer und protektionistischer Positionen an die engen Beziehungen zwischen der EU und den USA anknüpfen werde.

Gegenüber dem Hamburger Wirtschaftsmagazin "Bilanz" äußerten sich weitere Manager, darunter: 

Sir Martin Sorrell, Gründer und CEO des Werbekonzerns WPP: "Ein zweiter Brexit hat viele überrascht - auch die Märkte. Es wird sehr lange dauern, bis die Auswirkungen über die kurzfristigen Folgen hinaus eingeschätzt werden können. Eine größere Unsicherheit bedeutet allerdings, dass Unternehmen und Regierungen wichtige Entscheidungen nur zögerlich treffen werden. Allerdings könnten auf mittlere Sicht notwendige Reformen beschleunigt werden, um die Unsicherheit zu verringern und folglich Investitionen anzukurbeln."

Helmut Thoma, Ex-RTL-Chef und Medienunternehmer: "Die Wahl Trumps hat für mich einige Ähnlichkeit mit der Wahl Reagans. Auch dieser wurde als dummer Hollywood-Schauspieler, der dem Amt überhaupt nicht gewachsen sei, bezeichnet. Es bestand sogar die Absicht, die außenpolitischen Belange seinem Vize-Präsidenten zu übergeben. Im Ergebnis war es eine der erfolgreichsten Präsidentschaft der Nachkriegszeit. Trump hat für mich den großen Vorteil, dass er aus der Wirtschaft kommt und Erfolge und Niederlagen am eigenen Leib verspürt hat."

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie: "Was die Wahl von Donald Trump für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den USA konkret bedeutet, ist heute noch nicht vollständig erkennbar. Als Präsident der größten Volkswirtschaft trägt er große Verantwortung für sein Land, aber auch für die Weltkonjunktur und die internationalen Beziehungen. Es ist zu hoffen, dass viele seiner Ankündigungen dem Wahlkampf geschuldet waren und dass sein Regierungshandeln selbst durch einen moderateren Kurs geprägt sein wird. Mehr Protektionismus oder zusätzliche Handelsbarrieren würden den Vereinigten Staaten ebenso schaden wie ihren Handelspartnern."

(dpa)


W&V Redaktion
Autor: W&V Redaktion

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Artikel mit "W&V-Redaktion" gekennzeichnet sind. Zum Beispiel, wenn mehrere Autor:innen daran mitgearbeitet haben oder wenn es sich um einen rein nachrichtlichen Text ohne zusätzliche Informationen handelt. Wie auch immer: Die redaktionellen Standards von W&V gelten für jeden einzelnen Artikel.