Eine zeitgleich erschienene Befragung zeigt aber auch, dass gerade das Viel-Surfen den Umgang mit der gedruckten Zeitung massiv verändert. 38 Prozent der deutschen Internetuser lesen aktuell weniger Zeitung als noch vor fünf Jahren, weiß die Spectos GmbH, Institut für Qualitätsmonitoring. Über ihr Online-Feedbacktool Feedbackstr hat das Dresdner Unternehmen diesen Monat 1.725 Web-Surfer nach ihrem Medienkonsum befragt. Als Hauptgrund für die sinkende Zeitungsnutzung nennen knapp 40 Prozent das Internet und die Möglichkeit, hier kostenlos Informationen abzurufen. Entsprechend sagen 31 Prozent, ein Zeitungsabo sei ihnen zu teuer. Jeder vierte gibt zudem an, er habe keine Zeit, regelmäßig Zeitung zu lesen. Aber: Trotz der insgesamt sinkenden Zeitungsnutzung besitzen zwei von drei Internetnutzern nach eigenen Angaben noch ein Zeitungsabo.

"Unsere Untersuchung zeigt, dass für viele Onliner die Zeitung keinen Mehrwert mehr bietet – die gedruckten Informationen scheinen in weiten Teilen substituierbar. Die derzeitigen Überlegungen der Verlage in Sachen Paid Content, können dieses Grundproblem nicht lösen", interpretiert Spectos-Geschäftsführer Niels Delater die Ergebnisse. Kleiner Trost für die Verlagsbranche: Obwohl die Onliner zwar weniger die gedruckte Zeitung lesen, glaubt der Großteil laut Spectos weiterhin an den Fortbestand der Gattung. Nur jeder Vierte (26 Prozent) prophezeit ein Zeitungssterben. Dabei profitieren die Printmedien offenbar von ihrer Qualität.

Wie es mit dem Kulturgut Zeitung weitergeht - darüber machen sich derzeit viele Gedanken. Der Medienexperte der Grünen im NRW-Landtag, Oliver Keymis, glaubt nicht an ein Ende des gedruckten Zeitungswortes. Zeitungen mit einer intensiven Leser-Blatt-Bindung werde es auch in naher Zukunft noch geben, so Keymis gegenüber der Tageszeitung "Neues Deutschland" (Freitagausgabe). Zeitungen hätten gegenüber dem Internet den Vorteil, ein breit gefächertes, redaktionell aufgearbeitetes Informationsangebot zu bieten und damit Ordnung in die Nachrichtenflut zu bringen. Im Interview mit dem Blatt spricht Keymis unteranderem über Pläne der rot-grünen Landesregierung in Düsseldorf zur Einrichtung einer Medienstiftung, durch die die Arbeit von Zeitungsredaktionen subventioniert werden soll. Die ferne Zukunft der Zeitung liege allerdings im Internet, betont Keymis. Deshalb richte sich das geplante Unterstützungsangebot der NRW-Regierung auch an den Online-Journalismus.

kh/ps