Was macht gutes Store Design in Zeichen von Digital Signage aus?
Karl Schwitzke Gutes Store Design definiert sich auch weiterhin über den Anspruch die Marke authentisch zu kommunizieren. Der Einsatz jeglicher Medien darf deshalb, wie oft beobachtet, keinesfalls technikgetrieben sein. Digital Signage darf nicht gegen das eigentliche Gestaltungskonzept arbeiten, sondern muss unterstützend wirken.Dabei geht es um den echten Mehrwert für den Kunden.

Ein guter Store ist eine gut erzählte Story. Wie erweitert sich das durch Digital Signage?
Karl Schwitzke Die Story wird plötzlich dynamisch. Neben den bisherigen statischen Kampagnen mit einer Botschaft, die sich nur in einer zeitlichen Abfolge über Wochen und mit viel Aufwand ändern ließen, kann jetzt sekündlich die Botschaft geändert werden. Nun findet ein Dialog statt, und es werden Reaktionen von Kunden abgefragt. Die große Herausforderung ist dabei, die Inhalte zu generieren, die die Marke voranbringen und eine Kundenbeziehung herstellen. Im Zweifel muss der Retailer bereit sein, die Vertriebswege (Multichannel) zu verschmelzen, d.h. seine Firma umzustrukturieren und die Logistik umzustellen. Die Digitalisierung ist eine große Herausforderung für alle im Retail Beteiligten.

Welche Fehler sollte man vermeiden?
Karl Schwitzke Die Fehler sind vielfältig. Meistens sind es aber absolute Basics, die falsch gemacht werden: z.B. die Technik einzuführen ohne über die Inhalte nachgedacht zu haben. Oftmals sind die Firmen überfordert, regelmäßig neue und relevante Inhalte zu generieren. Dabei darf man sich auf keinen Fall nur mit den reinen Anschaffungskosten auseinandersetzen und sollte direkt ein Budget für die „Inhaltsbeschaffung“ über die nächsten Jahre einplanen. Dabei ist die Halbwertszeit von Technik und Sehgewohnheiten ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Am Ende muss ich mir aber einfach die Frage stellen, ob die Technik zur Markenstory und Zielgruppe passt.

Lenkt Digital Signage nicht vom Produkterlebnis ab?
Karl Schwitzke Selbstverständlich - wenn die Technik schlecht eingesetzt wird. Aber wenn es marken- und zielgruppenadäquat gemacht ist: Nein. Dabei muss auch hier das Verhältnis von Fern- und Nahwirkung stimmen: Dort, wo Aufmerksamkeit gefragt ist, kann es oft nicht schaden, mit Bewegbild und Inhaltswechsel zu arbeiten. Tritt man beispielweise näher an das Produkt heran, kann man die Digital Signage bewusst „entschleunigt“ nutzen und informiert vielleicht mehr als man emotionialisiert.

Das Interview mit Karl Schwitzke führte Thomas Seldeck.


Autor: Christiane Treckmann

Christiane Treckmann ist Mitglied der W&V Redaktion. Ihre Interessen: das Spannungsfeld von Menschen, Marken und Medien - analog und insbesondere digital. Daher liegen ihr besonders Themen rund um Markenstrategien, Mediaplanung, Nachhaltigkeit, KI - und die Menschen dahinter am Herzen. Christiane ist zudem regelmäßige Moderatorin der W&V Webinare.