
Bulo:
Digitale Kommunikation für Kenner: So erklären Sie peinliche Videos
Seltsame Dinge essen, nachts über einen Friedhof gehen, die erste selbst verfasste Einkommenssteuerklärung: Für jeden Lebensabschnitt gibt es die passende Mutprobe. Im digitalen Zeitalter heißt so etwas "crazy hipster content". Und es gibt ein Zauberwort, das alles erklärt.
Seltsame Dinge essen, nachts über einen Friedhof gehen, die erste selbst verfasste Einkommenssteuerklärung: Für jeden Lebensabschnitt gibt es die passende Mutprobe. Im digitalen Zeitalter heißt so etwas "crazy hipster content". Und es gibt ein Zauberwort, das alles erklärt.
Diese und 33 weitere Überlebenshilfen im Netz gibt es in "Rule 34 und weitere Internet-Regeln", einer illustrierten Sammlung von Dos und Dont's in der digitalen Welt von Peter "Bulo" Böhling, Sebastian Bartoschek und Thomas Koch. Es erscheint Ende Februar.
YOLO
Früher nannte man es schlicht "Mutprobe". Es ging darum, irgendetwas Seltsames zu essen, noch Seltsameres zu trinken oder sich in Räume zu trauen, in denen es nach Sachen roch, die man in anderen Mutproben hätte essen müssen – oder trinken. Das machte man meist so im Alter von neun oder zehn Jahren.
Danach bestand die Mutprobe schlicht darin, nachts über einen Friedhof zu gehen!
Und noch später darin, seine Einkommenssteuererklärung selbst zu machen!
Heute nennen wir Mutproben "crazy hipster content" und versehen sie munter mit der Buchstabenkombination YOLO, die uns auf die triviale Erkenntnis hinweist, dass man (aller Voraussicht nach, und ohne irgendwem religiös zu nahe treten zu wollen) nur einmal lebe.
Das muss man dann der ganzen Welt mit superlustigen, humorvoll ausgeflippten, mutigen, selbstgedrehten Videos beweisen. Und was macht man in diesen Videos? Sich Wasser über den Kopf kippen oder wenn man noch krasser drauf ist, Eis. Machen Sie mit!
Und wenn sie irgendwer darauf hinweist, dass das Ganze schlicht behämmert ist, entgegnen Sie: "YOLO!"
(Text: Sebastian Bartoschek / Thomas Koch, Illustration: Bulo aka @DerBulo).