
Messenger:
Dirk Ströer zahlt 50 Millionen Euro für Whatsapp-Konkurrent
Über sein Beteiligungsunternehmen Media Ventures erwirbt Dirk Ströer 51 Prozent an Hoccer. Eine Kampagne soll die Zahl der Nutzer in Deutschland steigern, denn Whatsapp wächst trotz der Aufregung um den Facebook-Deal weiter.
Die Beteiligung an Messenger-Diensten ist in Mode: Das Soziale Netzwerk Facebook investiert 19 Milliarden Dollar in Whatsapp, der japanische E-Commerce-Riese Rakuten 900 Millionen für Viber und Tango erhält 215 Millionen vom chinesischen Online-Giganten Alibaba. Nun ist Dirk Ströer beim Messenger-Dienst Hoccer eingestiegen. Über sein Kölner Beteiligungsunternehmen Media Ventures hat sich Ströer die Mehrheit am Berliner App-Betreiber gesichert. Für 51 Prozent der Anteile an der Hoccer GmbH zahlt Ströer - vergleichsweise bescheidene - 50 Millionen Euro. Trotzdem dürften die jüngsten Mega-Deals den Abschluss nicht billiger gemacht haben.
Das Start-up Hoccer wird von Jérôme Glozbach de Cabarrus geleitet. Derzeit bieten die Berlin die Messenger-Applikationen "Hoccer XO" und "Hoccer Classic" an. Die beiden Chat-Programme positionieren sich insbesondere über die Attribute "Sicherheit" und "Privatsphäre ohne Registrierungsprozess". Schon bald sollen nach W&V-Informationen die Dienste zusammengeführt werden. Die Strategie von Hoccer sieht keine Werbeschaltungen vor, die die Nutzer stören könnte. Das soll auch so bleiben. Laut Dirk Ströer fällt in Zukunft trotzdem keine Gebühr für private Nutzer an. Stattdessen soll sich Hoccer künftig über eine B-to-B-Strategie finanzieren: Hoccer lizensiert seine App als White-Label-Lösung an Großkonzerne. Deren Mitarbeiter sollen dann über die App sicher miteinander kommunizieren. Die Verhandlungen mit potenziellen Kunden laufen bereits. "Mit dem B-to-B-Ansatz subventionieren wir die kostenlose App für private Nutzer", sagt Media-Ventures-Chef Dirk Ströer.
Das Konzept als deutsche Alternative zum großen Konkurrenten Whatsapp soll für Wachstum sorgen. Im Februar knackte Hoccer nach eigenen Angaben Marke von 2,5 Millionen Downloads. Um noch mehr Deutsche für den Messenger zu begeistern, plant Dirk Ströer eine große Kampagne für Hoccer in Online-Medien, mobilen Kanälen und über Plakate. Die Wege zum führenden Außenwerber Ströer sind kurz. Die Werbemaßnahmen sollen bereits im April starten.
2,5 Millionen Downloads wirkt im Vergleich zu Whatsapp allerdings relativ wenig. Auch nach dem 19-Milliarden-Dollar-Mega-Deal mit Facebook, der für viel Aufregung gesorgt hatte, wächst der US-Kurznachrichtendienst weiter. Nach eigenen Angaben verfügt die App mittlerweile über 480 Millionen Nutzer. In Deutschland habe Whatsapp rund 31 Millionen User, so der WhatsApp Jan Koum in einem Interview mit "Focus".
In ihrer aktuellen Ausgabe analysiert die W&V (13/2014) den geplanten Whatsapp-Facebook-Deal und dessen Folgen sowie die Chancen der Whatsapp-Wettbewerber. Marketer, Werbekunden und Agenturen rechnen sich vorerst für Anzeigenbuchungen auf Whatsapp wenig Chancen aus, wollen aber in den Bereich kombinierte Service-Kommunikation und Content-Distribution investieren. Abo?