Wegen rassistischem Spot:
Donnerstag wird zum Schicksalstag bei VW
Aber vermutlich nicht zum letzten Arbeitstag von CMO Jochen Sengpiehl. Er ist einer von drei VW-Managern, die am Donnerstag informieren, welche Konsequenzen VW aus dem rassistischen Instagram-Video zieht.
Mit einem ausführlichen Pressegespräch versucht der Autokonzern Volkswagen, Ruhe in die erhitzte Lage rund um den missglückten Werbeclip "Petit Colon" zu bringen. Bis in die jüngsten Tagen hatten User Aufklärung angemahnt und kritisiert, dass sich Volkswagen nicht an der Bewegung #BlackLivesMatter beteiligt - wie zuletzt auf Instagram.
Der kritisierte Spot, der zuerst über den Twitter-Account von Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann, später über den offiziellen VW-Instagram-Kanal verbreitet wurde, zeigt, wie eine große Hand einen Menschen, der auf der Straße steht, wie eine Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figur am Kopf packt und wieder ins Haus zurückbefördert, am Ende sogar mit einem Fingerschnipsen. Schon das alleine ist ziemlich unfein, rassistisch wird es aber dadurch, dass die Hand weiß, der bewegte Mensch schwarz ist.
Folgen noch ungewiss
Nach Kritik in den sozialen Netzen zog VW den Spot zurück. Seitdem läuft der Versuch der Aufarbeitung. Hiltrud Werner, Vorständin für Integrität und Recht, nahm den gesamten Vorstand in die Pflicht, am Dienstag über mögliche Konsequenzen zu beraten. So schnell wie möglich wolle man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit über alle wichtigen Details und Hintergründe informieren. Außerdem versprach sie Maßnahmen, um in Zukunft ähnliche Debakel zu verhindern.
Die Beratungen sind offensichtlich abgeschlossen. Was der Vorstand beschlossen hat, soll am Donnerstag Vormittag der Öffentlichkeit verkündet werden - allerdings in Weiten Teilen des Landes Feiertag. Das Hintergrundgespräch, das um 11 Uhr startet, leiten Hiltrud D. Werner (Konzernvorständin Integrität und Recht), Jürgen Stackmann (Markenvorstand Vertrieb und Marketing) sowie Jochen Sengpiehl (Chief Marketing Officer). Damit könnte sich eine Frage schon beantworten: nämlich die nach dem Verbleib des bisherigen Marketingchefs. Anscheinend bleibt er auf seiner Position.
Ob es auch personelle Konsequenzen gibt? Etwa den Rücktritt von Jochen Sengpiehl, Chief Marketing Officer der Marke Volkswagen - wie es etwa Auto Motor und Sport vermutete? Das wies Volkswagen noch in der vergangenen Woche als haltlose Spekulation zurück.
Ein Kopf alleine kann auch gar nicht die Lösung sein. Die Kampagne für den neuen Golf 8 ist ein hochkomplexes Projekt, entstanden im VW Powerhouse in Berlin. Auch das ist ein äußerst diffiziles Gebilde: um die 100 Menschen arbeiten hier, aus 16 Agenturen sowie von VW. Ob das agile Konstrukt in dieser Form Bestand hat?
Wer mit Volkswagen ins Geschäft kommen will, muss übrigens einen 44-seitigen Code of Conduct unterzeichnen. Unter anderem mit folgendem Satz: "Geschäftspartner lehnen jegliche Form von Diskriminierung und Belästigung ab." Den Beweis, wie man das sicherstellen will, muss der VW-Vorstand morgen erbringen.