
Dorland verklagt González-Brüder
Die Vorwürfe bewegen sich im Bereich unlauteren Wettbewerbs. Die Grey-Tochter Dorland hat Strafanzeige gestellt - unter anderem gegen die Ex-Chefs ihrer ehemaligen Below-the-Line-Unit Vaporisateur.
Es war irgendwie absehbar, dass diese Agenturgeschichte weitere nach sich zieht: Im Herbst vergangenen Jahres hatte Uli Veigel, CEO der Grey Group Germany, Carlos und Rodrigo González entlassen. Und zwar fristlos. Die beiden Brüder waren bis dahin Geschäftsführer von Vaporisateur in Berlin gewesen, der Below-the-Line-Unit der Agentur Dorland, welche wiederum dem Grey-Netzwerk angehört. Nach diesem Rausschmiss blieb es lange still um Dorland und um die González-Brüder.
Dorland hat nun juristische Schritte eingeleitet, wie der W&V-Schwestertitel Kontakter aus Branchenkreisen erfuhr. "Ich bestätige die Strafanzeige gegen Carlos und Rodrigo González und gegen weitere Personen, unter anderem auch gegen ein Organ einer anderen Agentur", sagt Dorland-Chef Stefan Hansen. Weitere Details und Namen will er allerdings nicht nennen. Dem Vernehmen nach handele es sich bei der "anderen Agentur" um Springer & Jacoby (S&J). "Wir wissen davon nichts und möchten uns dazu auch nicht äußern", so S&J-Pressesprecherin Sandra Atwell.
Dass die Gerüchte um die Hamburger Agentur kreisen, könnte an Oliver Grage liegen: Grage ist seit 2005 Managing Director bei S&J. Davor war er Chef von Vaporisateur, gemeinsam mit Carlos und Rodrigo González. Unter Grage, González und González fungierte Vaporisateur einst als inhabergeführte Agentur. 2004 - als sie fast bankrott war - wurde sie von Dorland übernommen und als BtL-Unit ins Netzwerk eingegliedert. Die González-Brüder blieben Geschäftsführer, Grage ging zu Springer & Jacoby. Möglicherweise brach der Kontakt nie ganz ab.
Dem Vernehmen nach hätten Carlos und Rodrigo González gemeinsam mit dem S&J-Mann versucht, Vaporisateur Dorland wieder zu entziehen, Kunden mitzunehmen und erneut eine eigenständige Agentur daraus zu machen. Ein derartiges Vorhaben, mit dem beispielsweise der Verrat von Geschäftsgeheimnissen verbunden wäre, fiele in den Bereich des unlauteren Wettbewerbs.
Bestätigte Fakten zum Grund der Strafanzeige gibt es nach wie vor nicht; die Berliner Staatsanwaltschaft hat die Presseanfrage des Kontakters bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Oliver Grage war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Rodrigo González schildert seine Sicht der Dinge so: "Uns ist nichts über eine Strafanzeige bekannt und wir wissen auch nicht, was der Gegenstand sein soll. Wir wissen nur von einer zivilrechtlichen Klage, die wir gegen Dorland erhoben haben." Ferner ließ er wissen: "Sollte dies der Anfang einer Rufmordkampagne gegen uns sein, würden wir dies sehr bedauern, uns aber mit allen zulässigen Mitteln zur Wehr setzen." Weitere Auskünfte, auch zur Klage, gibt er nicht.