
Agenturkultur:
Droga5 feuert Top-Kreativen
Das ging flott: Nur zwei Tage nach seiner Beurlaubung muss der hochdekorierte CCO von Droga5 gehen. Es gibt Untersuchungen.

Foto: Screenshot Youtube
Es gibt interne Ermittlungen beim Hotshop: Die Kreativagentur Droga5 hat ihren Chief Creative Officer außer Dienst gestellt. Zunächst war Ted Roye nur beurlaubt worden, dann aber folgte die Entlassung. Nach einem Bericht von "Adage" wurde eine externe Firma mit Untersuchungen beauftragt. Welcher Art die Untersuchungen sind, wurde nicht öffentlich. Wohl aber ein Zitat einer Sprecherin der Agentur: "Wir sind verpflichtet, allen unseren Angestellten ein Umfeld der Sicherheit und Inklusion zu bieten."
Die Untersuchungen sind offenbar voll im Gange. CEO Sarah Thompson hat in einer internen Mail angekündigt, man habe sich für Befragungen Hilfe von extern geholt. Gleichzeitig rief sie alle Agenturmitarbeiter auf, mit Beschwerden nicht hinterm Berg zu halten, sondern sich an ihre Vorgestezten oder die HR-Abteilung zu wenden, falls sie etwas melden wollten.
Royer gehört zu den Gründern von Droga5 und ist mehrfach in der Liste der kreativsten 50 Köpfe von "Adage" gelistet worden. Er ist unter anderem für die berühmte Newcastle-#ifwehadmadeit-Kampagne zum Super Bowl und für die aktuelle Kamapgne der "New York Times" verantwortlich.
Agenturen schauen genauer hin
Droga5 ist nicht die einzige Agentur, die bei ihren Angestellten gerade genauer hinsieht. Im Dezember hatte die Martin Agency ihren CCO gefeuert. Hier ging es um sexuelle Übergriffe, die der Betroffene abstreitet, wie das "Wall Street Journal" meldet. Auch Wieden & Kennedy London griff auf hochrangiger Ebene durch: Der Chief Strategy Officer musste nach zehn Jahren bei der Agentur abrupt den Hut nehmen. Was ihm vorgeworfen wird, ist bislang nicht öffentlich gemacht worden.
Dass allerdings auch die deutschen Agenturen nicht frei von #metoo-Fällen sind, lässt ein Statement erahnen, das die Werberin Hannah Fricke im Oktober in der W&V veröffentlicht hatte: Sie berichtete von verschiedenen Situationen, in denen männliche Geschäftspartner ihre Macht ihr gegenüber ausgespielt haben.