Die irische Modekette Primark hat nach eigenen Angaben ebenfalls derzeit keine Pläne für einen Online-Store. Ein Sprecher erklärt auf dpa-Anfrage selbstbewusst, die Geschäfte lägen schließlich gut erreichbar in den Innenstädten und böten dort das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Internet nutzt das Unternehmen lediglich als Werbefläche. So bietet es Primark-Kunden die Möglichkeit, auf der Firmen-Website Bilder zu posten, auf denen sie in ihren Neuerwerbungen posieren. "Als Hardcore-Discounter sind beide Unternehmen nicht unbedingt prädestiniert für das Onlinegeschäft", urteilt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Aldi erobere gerade die Märkte im Ausland - etwa in Großbritannien und den USA: "Die haben gar nicht den Kopf frei, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen." Aldi könne sich das auch leisten, weil es bei Lebensmitteln wohl noch einige Jahre dauern werde, bis der Onlinehandel Fahrt aufnehme, meint der E-Commerce-Experte.

Und auch für Primark wäre der Einstieg in den Onlinehandel nach Einschätzung von Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, eine hohe Hürde. "Bei Primark wäre der logistische Aufwand viel zu hoch: Die Sendungen zu verpacken, auf den Weg zu bringen und dann noch die Abwicklung der Retouren - das ist bei diesen Preisen nicht rentabel zu machen", sagt der Branchenkenner.

Bei Aldi und Primark ist das letzte Wort zum Thema Onlinehandel aber noch nicht gesprochen. Handelsexperte Heinemann ist sicher: "Aldi verfolgt das Thema Online-Handel sehr genau. Wenn sie glauben, dass der Zeitpunkt reif ist, werden sie klotzen, nicht nur kleckern." Und auch Primark werde sein derzeitiges Nein vielleicht noch einmal überdenken: "Wenn sie in den Innenstädten alles abgegrast haben, dann springen sie vielleicht auf den Online-Zug auf."

Für Hudetz ist die Entscheidung letztlich nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts: "Starten sie zu früh mit dem Onlinehandel, kostet es eine Menge Geld. Kommen sie zu spät, kostet es Umsatz."