In der Wahrnehmung der Jugend sind Influencer die Verkörperung der Verführung. Diese Einflussnahme kann einen bedenklichen Grad erreichen und sich als Übersteigerung der Alltagsflucht bzw. Verlust der Alltagsanbindung bis hin zum Realitätsverlust steigern. Für das Influencer Marketing bedeute das vor allem eines: "große Verantwortung für Influencer, Marken und Follower, sich auf diesem schmalen Grat der Beeinflussung bedacht zu bewegen", so ein Fazit der Wavemaker-Studie.

"'Ich poste, also bin ich. Poste ich nicht, bin ich nichts' – so lautet das aktuelle Credo der Jugend", sagt Hanno Stecken, COO von Wavemaker. "Heranwachsende erleben heute einen zusätzlichen Druck durch Social Media, der alle anderen Druckebenen im Erwachsenwerden wie z. B. den persönlichen oder gesellschaftlichen Druck, geliebt und akzeptiert zu werden, durch Veröffentlichung und Vervielfältigung weiter verstärkt."

Das Beeinflussungspotenzial der Influencer sei damit gerade bei den jüngeren Nutzern immens. "Doch", so Stecken: "Große Macht bedeutet auch große Verantwortung! Viele Influencer unterschätzen noch immer, was für eine Position sie wirklich haben. Auch hier muss Influencer Marketing erwachsen werden, um als Media-Kanal weiter an Relevanz zu gewinnen."

Beeinflussung ändert sich je nach Alter

Die Studie zeigt auch: Das Beeinflussungspotenzial der Influencer hängt vom Alter und der Persönlichkeitsstruktur ihrer Follower ab.

Kinder zwischen 11 und 15 Jahren suchen bei ihnen insbesondere nach Idealen "und geben sich dem favorisierten Influencer bedingungslos hin", so die Analyse. Der Influencer selbst ist für sie Identifikationsobjekt, dem sie vorrangig in den Themenwelten Beauty und Lifestyle nacheifern.

Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren wünschen sich in den sozialen Medien in erster Linie Orientierung und "lassen sich eher selektiv verführen". Influencer sehen sie als Inspirations- und Motivationsgeber, von denen sie relevante Tipps in Bereichen wie Sport und Ernährung erwarten.

Junge Erwachsene zwischen 20 und 23 Jahren wollen sich hingegen bei der Social Media Nutzung auf Augenhöhe austauschen und "suchen bei Influencern nach Bestätigung und Anerkennung". Für die Social Media Persönlichkeiten "hegen sie eine kritische Faszination". Ihre favorisierten Influencer-Themen sind Lebenshilfe, Selbst- und Körperliebe (u. a. "Body Shaming").

Und noch ein Lesetipp:  

Vor kurzem tagte die Messe Inreach, die Unternehmen und Influencer zusammen bringt. 550 Besucher, Vertreter von Agenturen und Marken sowie Influencer, kamen diesmal nach Berlin, um sich zu "connecten", den "Talks" zu lauschen und mögliche "Influencer Relations" abzuchecken. Veronika Wulf von der Süddeutschen Zeitung mischte sich unters Werbevolk und schildert das Zusammentreffen der beiden Welten. Auch da ging es um Verantwortung - für das richtige Kennzeichnen von Werbung. Ihre Eindrücke lesen Sie hier.    


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.