
Erbschaftszwist bei Springer
Dem Berliner Zeitungskonzern Axel Springer stehen wegen Erbschaftsstreitigkeiten im Aktionärskreis möglicherweise weitreichende Veränderungen bevor. Am Dienstag dieser Woche will das Oberlandesandgericht Hamburg ein Urteil über einen Streit zwischen Axel Sven Springer, Enkel des Verlegers Axel Cäsar Springer, und der Mehrheitsaktionärin Friede Springer fällen.
Dem Berliner Zeitungskonzern Axel Springer stehen wegen Erbschaftsstreitigkeiten im Aktionärskreis möglicherweise weitreichende Veränderungen bevor. Am Dienstag dieser Woche will das Oberlandesgericht Hamburg ein Urteil über einen Streit zwischen Axel Sven Springer, Enkel des Verlegers Axel Cäsar Springer, und der Mehrheitsaktionärin Friede Springer fällen. "Es soll der Tenor des Urteils verlesen werden", kündigt ein Gerichtssprecher an.
Hintergrund des Zwists sind Ungereimtheiten über den letzten Willen von Axel Cäsar Springer. Die Anwälte von Enkel Sven argumentieren, Bernhard Servatius, damals Vertrauter des Verlegers, habe diesen bei der Testamentsvollstreckung aufgefordert, auf einen Großteil seines Erbes zu verzichten. Als Grund habe man ihm genannt, dass sein Großvater kurz vor seinem Tod das Testament ändern wollte. Er sei aber nicht mehr dazu gekommen, eine neue Fassung anzufertigen. Servatius entwarf daraufhin eine neue Erbenvereinbarung, die Svens Stiefgroßmutter Friede 70 Prozent der Anteile zusicherte. Doch Sven Springer zweifelt nun die Gültigkeit dieser getroffenen Vereinbarung an, da er damals mit der Situation – nach dem Tod seines eigenen Vaters und als Entführungsopfer – überfordert gewesen sei.
Unklar ist, welche Auswirkungen das Urteil hat, wenn der Enkel teilweise oder ganz Recht bekommen sollte. Im schlimmsten Fall kann es sein, dass Friede Springer ihre Mehrheit an dem Verlagshaus verliert, wird in Branchenkreisen spekuliert. Friede Springer ist über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik mit 51,5 Prozent indirekt und direkt mit 5,2 Prozent an dem Berliner Zeitungskonzern beteiligt. Bei der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik hält sie allerdings nicht alle Anteile. Hier besitzt sie lediglich 90 Prozent. Die restlichen Anteile befinden sich in den Händen von Sven und Ariane Springer - zu gleichen Teilen.
Fraglich ist auch, welche Rolle der amerikanische Springer-Großaktionär Hellman & Friedman hierbei spielen könnte. Er könnte möglicherweise helfen, dass Friede Springer ihre Mehrheit an dem Verlag behält, wenn er ihr die 9,9-prozentige Beteiligung an dem Berliner Konzern verkauft. Für die Verlegerwitwe wäre der Zeitpunkt derzeit günstig. Denn der Aktienkurs hat in den vergangenen Monaten einen erheblichen Dämpfer erhalten. So bewegt sich die Notierung derzeit bei knapp 72 Euro und hat sich damit seit dem Hoch des vergangenen Jahres mit 147,20 Euro halbiert.
Sven Springers Rechtsanwältin wollte sich zum Prozess nicht äußern. Ebensowenig wie der Verlag: "Bei der Erbauseinandersetzung handelt es sich um eine Privatangelegenheit der Familie Springer", erklärt eine Sprecherin.