
Ex-Pin-Chef Thielen finanzierte Gewerkschaft
Pin-Insolvenzverwalter Bruno Kübler hat brisantes Material an die Kölner Staatsanwaltschaft übergeben.
Pin-Insolvenzverwalter Bruno Kübler hat brisantes Material an die Kölner Staatsanwaltschaft übergeben. Die Akten belegen laut Kübler, dass der ehemalige Pin-Geschäftsführer Günter Thiel die im Herbst 2007 gegründete Gewerkschaft der Neuen Brief- und Zustelldienste (GNBZ) über verdeckte Kanäle finanziert hat. Kübler bestätigte damit einen früheren "Spiegel"-Bericht. Die Informationen haben Sprengkraft, denn die neue Privatpostler-Gewerkschaft stand von Anfang an unter dem Verdacht, weniger die Interessen der Arbeitnehmer als vielmehr der großen Privatpost-Unternehmen Pin und TNT zu vertreten.
GNBZ-Geschäftsführer Arno Doll, ein 66-jähriger ehemaliger Tengelmann-Manager, soll laut den von Kübler veröffentlichten Unterlagen besonders von dem Deal profitiert haben. Neben einem monatlichen Gehalt in Höhe von 3.000 Euro habe er zusätzliche Honare in Höhe von 25.585 Euro pro Monat kassiert, heißt es.
"Es liegen Unterlagen vor, nach denen bis zum 10. Dezember 2007 Zahlungen von der PIN-Holding in Höhe von 133.526,69 Euro über einen Umweg an die GNBZ geflossen sind", teilte Kübler mit. Das Geld sei demnach über den Umweg einer Kölner Beratungskanzlei an die GNBZ geflossen. "Es wurde im Zuge der Überprüfung klar, dass der Kanzlei über diese Rechnung die Beträge erstattet wurden, die diese zur Finanzierung der GNBZ und deren Vorsitzenden gezahlt hatte – und zwar nach Aussagen der Kanzlei im ausdrücklichen Auftrag des damaligen Vorstandsvorsitzenden Thiel", erklärt Kübler. Die ersten Zahlungen datierten bereits aus dem Oktober 2007 - also wenige Tage nach der offiziellen Gründung der GNBZ. Die Kanzlei habe überdies zusätzliche Beratungsdienstleistungen in einer Gesamthöhe von nahezu 900.000 Euro bei Pin in Rechnung gestellt.
Der Mitteilung zu Folge prüft Kübler "zivilrechtliche Schritte" gegen das ehemalige Pin-Management unter Führung von Günter Thiel. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln sagte gegenüber W&V, man werde die Unterlagen prüfen.