
Rülke konfrontiert Rechtspopulisten:
FDP BaWü landet Viralhit mit AfD-Replik
So viral kann Politik sein - und so klar kann man der AfD Paroli bieten: Die Landtagsrede von FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Foto: FDP/Landtag Baden-Württemberg/via Facebook FDP
Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, Hans-Ulrich Rülke, gibt der AfD Kontra. Und er tut das recht geschickt: Zum einen hält er der Fraktion und ihrem Parteichef Jörg Meuthen den Spiegel vor, konfrontiert sie mit ihren eigenen Aussagen. Zum anderen baut er Pointen ein, die ihm trotz des ernsten Themas viele Lacher im Plenum garantieren. Und Damit auch die Aufmerksamkeit der Landtagsabgeordneten.
Mit dem Paradenbeispiel dafür, wie man die Rechtspopulisten stellen kann, landet die FDP dabei gleich auch noch einen Viralhit: Landtagsreden gehen meist nicht so ab im Netz wie diese. Die FDP-Fanseite FDP Liberté postete die knapp zehnminütige Rede vor fünf Tagen auf ihrem Facebook-Kanal. Und verzeichnet dort inzwischen beinah eine Millionen Anrufe /17.000 weitere bei Rülke auf Youtube), mehr als 17.000 (positive) Reaktionen und 1300 Kommentare. 6200-mal wurde der Beitrag geteilt. (Zum Vergleich: Rülkes Youtube-Videos erreichen sonst einige hundert Menschen; Facebook-Videos bei @FDP.Liberté zwischen 1000 und 200.000. Selbst auf der offiziellen FDP-Facebook-Seite erreichen Videos meist nur zwischen 20.000 und 200.000 Zuschauer.)
Die Kommentare sind großteils positiv. Manch einer aber kritisiert auch die mangelnde Ernsthaftigkeit im Umgang mit seriöser Politik.
Der Anlass für Rülkes Rede war das Debattenthema, das die AfD eingebracht hatte: "Gefahr für die Demokratie durch zunehmende Missachtung der demokratischen Spielregeln durch gewählte Volksvertreter" wollte die rechte Partei besprochen wissen.
FDP-Mann Rülke nahm das zum Anlass, seine Replik mit "Es kann sich eigentlich nur um ein Selbstgespräch der AfD handeln" zu beginnen. Das sei ein Vorwand für die Partei, sich erneut als Opfer der etablierten Parteien zu gerieren.
AfD-Bundes- und Landtagsfraktionschef Jörg Meuthen hatte kritisiert, dass Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) von "Bodensatz" im Zusammenhang mit AfD-Wählern gesprochen habe. Kretschmann hatte nach der Bundestagswahl über die AfD gesagt: "Man sollte sie sehr ernst nehmen, vor allem ihre Wählerschaft. Wir wissen, ein Großteil ihrer Wählerschaft - wenn man Umfragen glauben darf, 60 Prozent - wählen die nicht, weil sie von deren Programm überzeugt sind, sondern weil sie von anderen enttäuscht sind. Bei diesen Wählern hat man die Chance, sie zurückzugewinnen, bei den anderen ist dies sehr, sehr schwer. Und das ist wahrscheinlich so ein Bodensatz, den es einfach gibt, und bei dem man gucken muss, wie wir damit umgehen."
Kretschmann hatte sich später für den Begriff "Bodensatz" entschuldigt. AfD-Chef Meuthen warf Kretschmann daraufhin vor, der Ministerpräsident habe "Agitation gegen die einzig wirkliche Oppositionskraft dieses Landes" gemacht. Und beleidige nicht nur 2,4 Millionen Menschen bundesweit als Bodensatz, sondern verbreite gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und sei kein Demokrat. Meuthen forderte Kretschmann zum Rücktritt auf. Für Meuthen sei die Kretschmann-Aussage als "Beschimpfung seitens der Kartellparteien". Was Rülke dazu brachte, als FDP-Mann Kretschmann zu verteidigen - eine Premiere, sagte Rülke und versprach, das werde sich nicht wiederholen.