
Umsatzsteigerungen:
Fielmann investiert 100 Millionen Euro in Filialen
Als systemrelevanter Versorger ist Fielmann bislang gut durch die Krise gekommen. Die Umsätze im ersten Quartal lagen über denen aus Vor-Corona-Zeiten. Jetzt steckt Fielmann viel Geld in seine Filialen - und in Apps.

Foto: Fielmann
Der Optiker-Konzern Fielmann ist trotz pandemiebedingter Einschränkungen im ersten Quartal gewachsen. Der Konzernumsatz stieg um acht Prozent auf rund 382 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Dabei profitierte Fielmann auch von der Übernahme der in Spanien erworbenen Kette Optica & Audiologia Universitaria. Jedoch auch ohne den Zukauf hätten die Bestandsmärkte über dem Vorjahresniveau gelegen, hieß es.
Die Niederlassungen seien in allen 15 europäischen Ländern trotz der Pandemie geöffnet gewesen. Durch Terminvereinbarungen und digitales Zeitmanagement sei es gelungen, die Frequenz in den Niederlassungen zu steuern, die Produktivität zu erhöhen und so die Rückgänge abzumildern, erläuterte Fielmann. Unter dem Strich verdienten die Hamburger mit 28,5 Millionen Euro deutlich mehr als ein Jahr zuvor, als 12,1 Millionen Euro zu Buche standen.
Marc Fielmann, Vorstandsvorsitzender der Fielmann AG: "Die Geschäftsentwicklung der Fielmann-Gruppe bestätigt unsere Vision 2025, im Rahmen derer wir unser Unternehmen entschlossen digitalisieren und internationalisieren. Mit unserem Omnichannel-Geschäftsmodell versorgen wir bereits heute mehr als 27 Millionen Kunden in 15 Ländern. Während die Kunden im Verlauf der Coronaviruskrise ihre Kontaktlinsenkäufe zunehmend online tätigten, wurden Brillenkäufe aufgeschoben, nicht aufgehoben. Von beiden Entwicklungen profitieren wir."
Für das laufende Jahr zeigte sich Fielmann vorsichtig: Die anhaltenden Corona-Pandemie habe schwer einschätzbare Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn. Eine Prognose für die nächsten Monate und das Gesamtjahr unterliege großer Unsicherheit. Dennoch will Fielmann 2021 knapp 100 Millionen Euro in seine Niederlassungen investieren und in einen neuen Markt eintreten.
Mehr Augenmerk aufs Digitale
Vom wachsenden Online-Handel will auch Fielmann profitieren. Bislang taten sich Optiker eher schwer mit dem E-Commerce, weil die Anfertigung von Sehhilfen technisch anspruchsvoll ist. Doch Fielmann will das Problem mit künstlicher Intelligenz und neuen Apps für das Smartphone bald lösen: Langfristig peilt der Marktführer im eigenen Geschäft mit Sehhilfen einen Online-Anteil von 10 Prozent an, wie Vorstandschef Marc Fielmannankündigte.
Der letzte Baustein für eine vollständig online bestellte Brille soll bald an den Start gehen: Für eine selbst entwickelte App, mit der per Smartphone Sehfehler vermessen werden können, erwartet Fielmann in wenigen Wochen eine Zertifizierung als Medizinprodukt; danach sollen Testläufe beginnen. Die Qualität der Messtechnologie sei der entscheidende Faktor für den Online-Verkauf von Brillen. Zusammen mit dem schon heute deutlich höheren Online-Anteil beim Versand von Kontaktlinsen und Sonnenbrillen verspricht sich Fielmann, dass künftig mehr als ein Fünftel des Geschäfts komplett über das Internet abgewickelt wird.
Vorsichtiger Ausblick auf 2021
Statt eines konkreten Ausblicks nannte Fielmann verschiedene Szenarien - je nachdem, wie lange die Einschränkungen durch die Pandemie noch anhielten. Im günstigsten Fall - der Restriktionen bis Mai vorsieht - erwartet das Unternehmen für 2021 ein Umsatzwachstum von 19 bis 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Liefen die Beschränkungen bis Juli weiter, sieht Fielmann ein Umsatzplus von noch 13 bis 15 Prozent.
Im vergangenen Jahr waren die Umsätze im Zusammenhang mit der Pandemie auf 1,4 Milliarden Euro gesunken, der Jahresüberschuss verringerte sich deutlich. Dennoch kündigte Fielmann eine Dividende von 1,20 Euro je Aktie an. Die Aktie gehörte am Mittag mit einem Minus von mehr als drei Prozent zu den größten Verlierern im Kleinwertesegment SDax.