
Focus misst Leseverhalten per Funkchip
Die Unternehmen RF-it-Solutions und Magellan Technologies haben im Auftrag des "Focus" ein Verfahren entwickelt, mit Hilfe von so genannten RFID-Chips das Leseverhalten und die Reichweite von Zeitschriften zu messen.
Drei Jahre lang ließ Focus-Geschäftsführer Frank-Michael Müller in Österreich und Australien forschen. Jetzt stellt er das Projekt der Öffentlichkeit vor: Die Unternehmen RF-it-Solutions aus Österreich und Magellan Technologies aus Australien haben im Auftrag des "Focus" ein Verfahren entwickelt, mit Hilfe von so genannten RFID-Chips das Leseverhalten und die Reichweite von Zeitschriften zu messen.
Die Funkchips werden bereits in zahlreichen Bereichen wie der Logistik, beim bargeldlosen Zahlen oder bei Tankkarten eingesetzt. "Auch wenn es noch einige Hürden zu überwinden gibt, so sind wir doch sicher, dass wir einen Meilenstein in der Printforschung gesetzt haben", erklärt Müller. "Wir können genau sehen, dass keine Seite in unseren Heften ohne Kontakt mit dem Leser bleibt. Das finde ich sensationell", sagt Müller.
Mit einem transparenten Chip in der Größe einer Briefmarke, könne auf jeder Zeitschriftendoppelseite genau gemessen werden, wie lange ein Leser auf einer Seite verweilt, wie oft er diese Ausgabe weglegt und in welcher Reihenfolge er die Beiträge liest. In sechs ausgewählten Haushalten wurde das Verfahren in der Praxis erprobt. Drei "Focus"-Ausgaben wurden auf jeder Doppelseite mit einem Chip präpariert. Mittels eines Magazine-Readers wurden anschließend die Lesevorgänge jeder Person im Testhaushalt aufgezeichnet. Verantwortlich für die Durchführung des Experimentes war das Institut Mediamarkt-Analysen aus Frankfurt. Es ist unter anderem auch als Feldinstitut der großen Print-Reichweitenstudie Media-Analyse tätig.
Die RFID-Technik gilt bereits seit längerem als mögliche Revolutionierung der Print-Forschung. Durch die direkte Messung des Leseverhaltens könnten die Verlage ihren Werbekunden künftig eine Media-Währung anbieten, die vergleichbar mit der ebenfalls elektronisch gemessenen TV-Quote wäre. Bislang gelten die Kosten der Funkchips noch als Haupthindernis. Ähnlich wie "Focus" experimentiert derzeit auch das zur deutschen GfK-Gruppe zählende Institut Mediamark Research & Intelligence aus New York mit RFID-Chips.