
Plagiatsvorwurf:
Frese & Wolff fühlt sich von der Konkurrenz beklaut
Plagiatsvorwürfe erhebt Geschäftsführer Heiko Ciesla gegenüber den Unternehmen Viebrockhaus, Hamburg Gourmet, den Agenturen dahinter, und Cptn. Pepper. Die weisen alles von sich.

Foto: Frese & Wolff
Alles geklaut? Die Agentur Frese & Wolff aus Oldenburg erhebt schwere Vorwürfe gegenüber einigen Mitbewerbern.
In letzter Zeit hätten sie wohl diverse Mitbewerber unfreiwillig stark inspiriert, sagt Geschäftsführer Heiko Ciesla, der sich in seinem Unmut an die W&V wendet. "Insgesamt ist uns das in den vergangenen acht Monaten dreimal widerfahren, mal mehr, mal weniger prominent, mal mehr, mal weniger eindeutig." Ciesla lacht, aber er ist ziemlich wütend.
Das wäre zum ersten die Selfie-Kampagne von Viebrockhaus in Harsefeld bei Hamburg (Agentur: Battery, Hamburg), einem der großen Massivhaushersteller. Ciesla sieht hier deutliche Parallelen zu der Arbeit, die seine Agentur für Deutsche Bauwelten bei Isernhagen gemacht hat. Das war 2016/2017. Viebrockhaus habe seine Kampagne im April 2018 geschaltet. Hier zum Vergleich:
Tatsächlich ist die Idee dieselbe, aber es liegt auch ein gewisser zeitlicher Abstand zwischen den beiden Kampagnen. Womöglich hatten einfach beide Agenturen denselben Einfall, kann vorkommen.
Klar ist: Viebrockhaus hat das Konkurrenzumfeld nicht ordentlich geprüft und sich damit keinen Gefallen getan: Denn mit ein- und demselbem Auftritt setzt man sich nur schwer vom Wettbewerb ab. Eine Stellungnahme der zuständigen Agentur Battery blieb bislang aus.
Dann, und das ist pikanter, führt Ciesla eine Kampagne der Agentur Cptn Pepper an, ebenfalls Oldenburg, hinter der eine ehemalige Mitarbeiterin von Frese & Wolff steckt: die Designerin Gabriele Schnückel. Sie hat zum Wettbewerb der Kultur- und Kreativpiloten 2018 eine Arbeit eingereicht, die der von Frese & Wolff für das Unternehmen Landgeflügel aus Haren an der Ems von Februar 2017 auf den ersten Blick tatsächlich sehr ähnelt.
Ein Award für soziales Engagement
Bei Frese & Wolff geht es ursprünglich um eine Konzeptidee für Hähnchenbratwurst mit Packaging und einer Promo-Tour, für die sie dem Kunden Foodtrucks ("Berlin Butcher") mit "Bad Boys" als Verkäufer vorschlugen. Schnückel hat das Ganze dagegen für ein soziales Anliegen genutzt.
Ihre "BadBoys" sind ein Social-Business-Case für ehemalige Häftlinge, die sich so leichter wieder in die Gesellschaft eingliedern. Gebrauchte Trucks, so die Idee, werden innerhalb der Jugendvollzugsanstalt Oldenburg (JVA) in Foodtrucks umgebaut, dann sollen die Häftlinge mit einem erfahrenen Koch ihre eigene Speisekarte entwerfen. Nach der Entlassung wartet dann eine Festanstellung beim Foodtruck auf sie. Dieser Job senke die Rückfallquote von 40 auf unter zehn Prozent, sagt die JVA. Den Kultur- und Kreativpiloten des U-Instituts für unternehmerisches Denken und Handeln war das eine Auszeichnung wert.
Schnückel sagt: "In der Tat ging es bei der Entwicklung von Frese & Wolff um Verpackungsentwicklung und eine Promotion-Tour mit einem Foodtruck." Sie wurde dem Kunden im Februar 2017 präsentiert, aber "meiner Kenntnis nach nie umgesetzt".
Herz schlägt Kopf?
Eine Zusammenarbeit mit der Jugendvollzugsanstalt, der Betrieb von Foodtrucks durch ehemalige Häftlinge als Strategie- und Vertriebsansatz oder gar als soziales Geschäftsmodell sei nie im Gespräch gewesen.
"Anfang 2018, also ein Jahr nachdem ich die Agentur verlassen hatte, entwickelte ich ein solches unter dem Namen BadBoys. Die einzige Gemeinsamkeit, die ich im Moment sehe, ist der Einsatz von Foodtrucks. Um in dieser Projekt-Phase zu verdeutlichen, welche Chancen das Konzept haben könnte, entstand für ein Handout die Darstellung der Würstchenverpackung. Dabei ging es jedoch nicht um das Design, sondern darum, die Möglichkeiten aufzuzeigen, die die Idee haben könnte." Die Verpackung sei nie produziert worden, werde es auch niemals.
Die Designerin gibt zu, nicht korrekt gehandelt zu haben, als sie die Abbildung, wenn auch verfremdet, für ihren Zweck nutzte. Sie hat die Kreativpiloten gebeten, das Bild von der Seite zu nehmen. Und bei Frese & Wolff nachgehakt: Die gingen offenbar wirklich davon aus, dass sich die Entscheidung der Jury hauptsächlich auf diese Abbildung gestützt habe. Das aber ist nicht der Fall.
Ähnlich gelagert: Der Plagiatsvorwurf Cieslas gegenüber Trade Marketeers, wieder Oldenburg. Frese & Wolff hatte für den Nahrungsmittelhersteller Zamek eine neue Bio-Foodrange eingeführt, Foodster, mit Suppen etwa, die eine junge Zielgruppe begeistern sollte. Ab 2016 lief das nach Angaben der Agentur.
Die Kopie sieht der Geschäftsführer von Frese & Wolff dann in Lenas Küche (Hamburg Gourmet), einer Marke, die sich ebenfalls an junge Leute richtet; sie kam 2017 auf den Markt. Das Konzept dafür (Relaunch Logo, Package) stammt tatsächlich von Trade Marketeers. Und die, sagt Ciesla, führten zwei ehemalige Kollegen, die Frese & Wolff einst im Unfrieden verlassen hätten.
Seitdem beobachteten sie ganz genau, was Frese & Wolff so tue.
Neid oder gesunder Wettbewerb?
Joosten Brueggemann, Mitinhaber der Agentur Trade Marketeers, widerspricht der Darstellung. "Der Webseite der Agentur (Frese & Wolff; Anm. d. Red.) habe ich heute entnommen, dass diese für einen Kunden Zamek eine Verpackungslinie unter dem Namen Foodster für Suppenpulver entwickelt hat. Diese war uns bis heute nicht bekannt. Wer hier von Plagiat sprechen möchte, nur weil wir ein schwarzes Logo einsetzen, ist, glaube ich, ein wenig hysterisch unterwegs", sagt Brueggemann.
Das könne aber in der Tat daran liegen, das sowohl er als auch sein Partner Uri Menke in der Vergangenheit leitende Angestellte der Agentur Frese & Wolff waren. "Das ist allerdings über zehn Jahre her."
Der Ex-Kollege von Frese & Wolff findet, die Tatsachen sprächen eher dafür, dass Frese & Wolff sich hier einer Vorlage von Trade Marketeers bedient habe, denn in Wirklichkeit seien sie mit dem neuen Design von Lenas Küche früher am Markt gewesen. "Man muss dazu sagen, dass der Name Foodster sowie die Form des schwarzen Kreises als Logo-Bestandteil nicht gerade von der kreativen Eigenständigkeit von Frese & Wolff zeugen."
Heiko Ciesla will trotz des ganzen Ärgers keine rechtlichen Schritte einleiten. Ihm gehe es mehr darum, eine Debatte anzustoßen. "Was ist mit unserer Kultur?", fragt er. Mit den Pitches und der Kreation hätten seine Leute, "gute Leute", viel Arbeit gehabt, da solle man das gute Ergebnis doch einfach respektieren.