
LfM ließ Röper forschen:
Funke-Umbau und TV-Pleiten reduzieren Medienvielfalt in NRW
Konzentrationsprozess im Zeitraffer: Seit 2012 hat das Land NRW Tageszeitungen und Lokalsender eingebüßt. Die LfM fürchtet um die Vielfalt.

Foto: LfM
Online-Portale als "einziger Hoffnungsschimmer für eine größere Vielfalt der lokalen Berichterstattung in NRW": So lautet das Fazit des neuesten Medienkonzentrationsberichts der Düsseldorfer Medienanstalt LfM. Im Kern besagt die Analyse, dass die Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen "in den letzten Jahren dramatisch" abgenommen habe. Vor allem Tageszeitungen und Lokal-TV seien von diesem Negativtrend betroffen.
Erneut hat die LFM – wie alle drei Jahre - das Forschungsinstitut Formatt in Dortmund unter der wissenschaftlichen Leitung von Horst Röper mit der Marktanalyse beauftragt. Röpers Werk kommt zu dem Schluss: "Der Zeitungsmarkt NRW hat in Bezug auf die Angebotsstruktur in wenigen Jahren quasi im Zeitraffer einen Konzentrationsprozess durchgemacht wie andere Flächenländer zum Teil über Jahrzehnte. Unter anderem durch Zusammenlegung und der Schließung von Redaktionen hat Nordrhein-Westfalen einen Monopolisierungsgrad erreicht, der weitgehend jenem in anderen Flächenländern entspricht", heißt es im Medienkonzentrationsbericht 2015.
Damit wird vor allem auf die massiven Umbauten in der Funke Mediengruppe angespielt, wo unter anderem 2013 das 120 Mann starke Team der "Westfälischen Rundschau" aufgelöst wurde.
In Zahlen ausgedrückt sieht der Rückgang so aus: Bei den Tageszeitungen ist die verkaufte Auflage seit 2002 der Studie zufolge um 1,6 Millionen Exemplare auf 3,4 Millionen zurückgegangen. Die Zahl der Tageszeitungen verringerte sich von 40 auf 38 Titel. "In 2015 konnten 46,1 Prozent der Bevölkerung nicht mehr zwischen Zeitungen mit unterschiedlicher Lokalberichterstattung wählen. Das sind gut acht Millionen Einwohner. In 2012, dem Zeitpunkt des letzten LfM-Berichtes, waren es noch fünf Millionen Einwohner gewesen", heißt es da.
Hier die Zahlen in einer Tabelle von LfM und Formatt:
Auch beim privaten Lokal-TV reduzierten sich die Angebote demnach deutlich. Von ehemals sieben lokalen Fernsehsendern sind nach dem Ende von Köln TV nur noch drei Anbieter übrig geblieben. Mit NRW TV habe nun auch der einzige private landesweite Sender Insolvenz angemeldet, bedauert das Team um LfM-Direktor Jürgen Brautmeier. Er blickt auf insgesamt 93 lokaljournalistische Onlineangebote, die unabhängig von sonstigen Medienunternehmen im beobachteten Zeitraum gegründet wurden. "Ein Vielfaltsgewinn" sei das, meint Brautmeier und betont:
"Jeder Marktzutritt ist uns im Sinne der Vielfalt willkommen, auch wenn die journalistischen Produkte anfangs noch nicht immer vollkommen sein mögen."
Der komplette Bericht ist hier einsehbar.