
Götz Otto über TV-Werbung: "Wenn ich zu viel Ferrero sehe, werde ich doof"
Götz Otto ist vor allem als James-Bond-Bösewicht bekannt. Dabei hat der vierfache Familienvater auch schon Werbung für Bitburger gemacht. Im Interview mit W&V Online spricht Otto ziemlich unverblümt über TV-Qualität, Drehbücher, Quotendruck und Fernsehspots.
Als der Böse im „James Bond – Der Morgen stirbt nie“ ist er den meisten bekannt. Zuletzt spielte er in der Sci-Fi-Komödie "Iron Sky" einen Nazi auf dem Mond. Der Schauspieler Götz Otto scheint durch seine hünenhafte Erscheinung auf das Deutsche und Böse abonniert zu sein. Dabei hat der vierfache Familienvater auch schon Werbung für Bitburger gemacht. Das verriet der gebürtige Hesse W&V auf dem Münchner Filmfest, wo er in der Jury des "Förderpreis Neues Deutsches Kino" den deutschen Filmnachwuchs bewertet.
W&V: Herr Otto, Sie sind in der Filmfest-Jury des deutschen Förderpreises. Was macht einen guten Film aus?
Götz Otto: Ein Film muss berühren in bestem Falle, Emotionen erzeugen. Die Darsteller müssen empathisch sein, damit man die Probleme und Ängste nachempfinden kann.
Wie beurteilen sie den deutschen Nachwuchs?
In den Filmen, die wir für das Filmfest beurteilt haben, gab es vor allem Themenhäufungen. Sehr oft wurde berufliche Orientierungslosigkeit der Mittzwanziger und daraus erwachsende Generationenkonflikt mit den Eltern thematisiert. Es ist natürlich korrekt, erste Filme über Themen zu machen, die einen beschäftigen.
Die Produktionsfirma Constantin hat angekündigt weniger in Deutschland zu drehen weil es zu wenig gute Drehbücher gibt. Fehlen den Deutschen die Ideen?
German Film does not travel. Es ist überhaupt schwierig, wegen des eingeschränkten Marktes und der US-Dominanz Kinofilme in Deutschland zu realisieren. Deshalb muss man sich Gedanken machen, warum man den deutschen Film nicht ins Ausland verkaufen kann. Das hat auch oft mit Sprache zu tun aber nicht nur. Aber ich bin Schauspieler und kein Regisseur. Ich finde es durchaus legitim was Constantin macht, wenn es nicht nur aus merkantilen Gründen geschieht, sondern auch deutsche Talente einbezogen werden.
Sie arbeiten aber auch als Drehbuchautor. Wie sind da ihre Erfahrungen?
Angefangen habe ich mit der Gründung eines Autorenpools in dem wir Drehbücher für Werbespots geschrieben und mit Werbefilmen und Werbeagenturen zusammengearbeitet haben. Bitburger mit Heye & Partner damals war einer unserer Kunden. Parallel war ich in der Schule und am Münchner Residenztheater. Nach dem Durchbruch mit James Bond wurde mir das deshalb zu viel. Inzwischen schreibe ich für das Fernsehen. Ich habe zwei ZDF-Vierteiler geschrieben, aber auch Filme für ProSieben. Bei einem deutschen Drehbuch sind häufig zu viele Köche beteiligt. Das muss verschiedene Fördertöpfe passieren und über die Redaktion laufen, jeder will seinen Senf dazugeben. Am Ende ist eine originäre Idee über 37 Schreibtische gegangen. So ein Film entsteht mit einer anderen Verve.
Was halten sie vom Boom der Real-Life-und Scripted-Reality-Formate oder Castingshows?
Das finde ich ganz, ganz schlimm. Diese Formate gibt es nur weil sie unglaublich billig sind. Für das Geld kann man natürlich niemals einen vernünftigen Film produzieren.
Aber sie bringen Quoten...
Privatsender sind wirtschaftlich orientiert, für die ist das o.k.. Aber es ist schade, wenn die Öffentlich-Rechtlichen auch auf den Quoten-Zug aufspringen. Es ist kein Geheimnis, dass ein großer Teil der Gebührengelder in die Senderstruktur geht und nicht in die Produktion von Inhalten. Die Quote ist fatalst überbewertet. Es gibt aber auch noch den Bildungsauftrag. Hier hoffe ich, dass die Werbeindustrie aufsteht und sagt, wir möchten unser Produkt nicht in so einem Umfeld bewerben. Das entspricht nicht dem Image unseres Produktes.
Spielt das eine Rolle bei TV-Werbung ?
Ich habe eine ambivalente Haltung zu Fernsehwerbung. Einerseits finanziert sie die Unterhaltung, andererseits fände ich es schön, wenn sich die werbetreibende Industrie auch für die Niveauhöhe der Werbung einsetzen würde. Vom Umfang her, finde ich es aber viel zu viel. Es geht mir als Konsument extrem auf die Nerven, wenn ich mich nach dem Werbeblock gar nicht mehr an den Film erinnern kann. Da beschädigt die Werbung den Content, den sie eigentlich befördern soll. Wenn ich zu viel Ferrero sehe, werde ich doof.
Was denken sie, wie wird die TV-Landschaft in fünf Jahren aussehen?
Das hängt davon ab, wie sich Pay-TV entwickeln wird, ob sich Sky in Deutschland durchsetzen kann und wie die Jungen künftig mit dem Internet umgehen. Ich hoffe, dass es nicht zu einer noch schlimmeren Verrohung der TV-Landschaft kommt.
Falls sie trotzdem noch Fernsehschauen - haben sie einen Lieblingsfilm?
Ich habe natürlich mehrere. Die neuen Frankfurter Tatorte sind super. Krimis schaue ich generell gerne, Science Fiction dagegen weniger. Mir gefallen Filme aus den Siebzigern wie „Der Schrecken der Medusa“ mit Lino Ventura oder „I wie Ikarus“.
Worin werden wir sie demnächst im Fernsehen oder auf der Leinwand sehen?
Im Kino startet „Cloud Atlas“, die teuerste deutsche Produktion jemals und „Asterix“ sowie ein spanischer Film von Fernando Trueba. Im Fernsehen kommt "Die Wanderhure Teil 3" - trotz des Titels ein mittelalterlicher Abenteuerfilm. Ab August drehe ich in Frankreich einen Kinofilm.
Also nicht immer nur Bösewichte?
Meine Größe ist sicherlich ein Pfund mit dem ich auch wuchere. Sie hat aber auch den Nachteil, dass sie mich in meiner Rollenkompatibilität in Deutschland ein wenig einschränkt, also muss ich auch auf das Ausland schauen.
Lieber internationale als nationale Produktionen?
Ich habe den tollsten und genialsten Job der Welt, wenn ich einen habe und den schlimmsten, wenn ich keinen habe. Ich würde auch Werbung machen, aber nicht für alles. Den Dünkel, dass man als Schauspieler keine Werbung machen darf gibt es zum Glück nicht mehr - spätestens seit "Lost in Translation".
Ihre Wunschrolle?
Ich würde gern nochmal mit Spielberg drehen diesmal in einer größeren Rolle und wenn Robert de Niro mitspielt, hätte ich auch nichts dagegen.