
Philipp Lahm prüft Klage:
Gelungene und gefloppte Aprilscherze
Der Aprilscherz der Fitness-Firma Fitrate mit Philipp Lahm könnte noch rechtliche Konsequenzen haben. Aber es gab auch gelungene Ideen.

Foto: Ebay
Dieser Aprilscherz ging ziemlich nach hinten los: Die Fitness-Firma Fitrate berichtete am 1. April über den Agenturdienst sid, dass Bayern-Star Philipp Lahm als Großinvestor einsteige und auch für das Münchner Startup als Testimonial werben wolle. Mehrere Medien berichteten darüber, denn die Pressemeldung war offenbar ziemlich überzeugend, inklusive erfundener Zitate. Weshalb auch niemand nachrecherchierte. Philipp Lahm kann über den Aprilscherz laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung" jedoch gar nicht lachen. Sein Management habe einen Anwalt eingeschaltet und prüfe eine Klage. Das Management des Startup gibt sich in einem Interview mit "Gründerszene" ziemlich zerknirscht: "Das war keine böse PR-Nummer von uns". Philipp Lahm sieht das offenbar anders.
Witziger waren diese Aprilscherze
Gleich zwei Firmen taten sich mit kreativen Zwischennutzungskonzepten für den brachliegenden Flughafen Berlin Brandenburg hervor. So wollte Ebay im Sommer das Gelände für den riesigen Pop-up-Store "eBER Mall" nutzen. Gewerbliche und privaten Verkäufern könnten zwischen verschiedenen Verkaufsständen wählen: "Während sich die Verkaufsflächen der Economy auf dem Rollfeld befinden, bietet ein First Class-Ticket prominente Produktplatzierungen auf dem Gepäckband. Im Business Class-Preis ist ein WOW-Angebot auf einem Flugbanner im Überflug inbegriffen." Der Verkäuferschutz beinhalte Feuerlöscher und Helme.
Flixbus wollte gleich den kompletten Flughafen übernehmen und ihn bis April 2018 in "den bislang größten Fernbus-Bahnhof der Welt" verwandeln. "Die deutlich weniger wartungsintensiven Busse sparen massive Kosten ein und kommen Berlin damit vor allem aus finanzieller Sicht gelegen", heißt es in der Pressemitteilung. Außerdem stünde Flixbus nun als Tegel-Zubringer bereit.
Gelungen auch der Aprilscherz von FischerAppelt. Die Agentur verkündete am 1. April ein neues Vorstandsmitglied: Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. "Wir freuen uns sehr, dass Medienurgestein Kai Diekmann mit sofortiger Wirkung Teil des FischerAppelt-Vorstands ist. Der ehemalige Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe zeichnet für das Ressort Internationalisierung – insbesondere in sonnigen Gefilden – verantwortlich." In dieser Funktion werde Diekmann zwischen Remote Offices auf Mahé, der größten Seychellen-Insel, und Kuta auf Bali pendeln.
Witzig ist auch die Idee einer Partnerkarte von American Express - für Tierfreunde:
Apropos Partner: Die Polizei München warb auf Facebook für eine Dating-App, über die man Polizisten und Polizistinnen kennenlernen könne. Den ersten zehn Downloadern wurden Gratis-Handschellen versprochen:
Einen sehr zielgruppenspezifischen Aprilscherz leistete sich BMW Motorrad. Als Weltneuheit wurde die "erste Reiseenduro mit Hybrid-Allradantrieb" angekündigt - ohne Bremsscheiben und Testfahrten bis zum Nordpol. Was nicht nur Motorrad-Enthusiasten ziemlich gaga finden.
Bananen-Burger und Sandburg-Hotel
Ziemlich "Banane" ist der Aprilscherz von Pizza.de. Die Online-Bestellplattform warb für ihre neue BananApp, "eine App zum Bestellen von Bananen und Bananen-Fastfood". Nach einer sechsmonatigen Testphase solle das Pilotprojekt mit dem Slogan "Pizza.de - einfach Bananen bestellen" zunächst in Berlin starten. Die Bananen stammten aus einem Fair-Trade-Projekt in Panama, das Unternehmen arbeite jedoch "schon an einer Langzeitlösung, eine eigene Bananenplantage auf dem freien Gelände neben dem neu bezogenen Büro in der Oranienburger Straße zu errichten".
Die Fast-Food-Kette Burger King tat sich mit Absurditäten schon vor dem 1. April hervor: Mit der Whopper Zahnpasta. Zu finden auf W&V Online und in einer Aprilscherze-Sammlung von Campaign Live.
In Zeiten von Connected Cars klingt die Idee von Suzuki gar nicht so abwegig, das "weltweit erste Auto mit digitaler Heckscheibe auf den Markt zu bringen". Swift-Fahrer könnten so via App mit anderen Autofahrern kommunizieren und ihre Botschaften - z.B. "Abi 2018" oder "Idiot" - auch gleich in den sozialen Netzwerken teilen.
Diese April-Innovation von Lexus würde im wahren Leben wohl auch viele Anhänger finden:
Ebenso wie eine analoge Uhr aus Tierhaaren:
Den Wiesenwirten wollte die Oettinger Brauerei mit der "Bierpreisbremse" Paroli bieten. "Bis zu 10,70 Euro kostet die Maß Bier auf dem Oktoberfest. Eine stolze Summe findet nicht nur die Landeshauptstadt München. Um den hohen Preisen Paroli zu bieten, hat die Oettinger Brauerei überraschend die Konzession für ein Festzelt als siebte bayerische Brauerei erhalten", flunkert das Unternehmen. In der "Oettinger Bierhalle" solle die Maß stattdessen für günstige 4,95 Euro gezapft werden.
Ferienunterkünfte der besonderen Art pries Tripping.com an. Die Suchmaschine habe in diesem Sommer neben Iglus, Leuchttürmen, Privatinseln und Zelten erstmals auch Sandburgen in ihrem Repertoire. Renommierte Sandkünstler hätten dafür an der Nord- und Ostsee wochenlang Testunterkünfte gefertigt. Auf Mallorca entstehe das weltweit erste "Sandburgenresort", buchbar ab dem 1. April. Dank der Wassergräben, die jede Sandburg umgeben, sei auch die herannahende Flut kein Problem. Außerdem gebe es wasser- und sanddichte Hüllen für elektronische Geräte.
"Ein Großteil der Anfragen, die Journalisten an Unternehmen richten, können mit Hilfe von künstlicher Intelligenz schneller und kostensparender beantwortet werden", behauptete die PR-Agentur Cocodibu. Und stellte den künstlichen Pressesprecher "Chad Bott" vor. Der Chatbot "Chad Bott" verweise bei Journalistenanfragen auf bereits bestehendes passendes Pressematerial, stelle Fotos und Logos für Bildredakteure zur Verfügung und beantworte kritische Fragen zum Unternehmen auf Basis vorliegender FAQs. "Wir haben für Chad Bott ein Regel-Set der 250 gängigsten Anfragen an Pressestellen definiert, die alle auf Basis vorhandener Pressematerialien einfach und schnell beantwortet werden können. Pressestellen mittlerer und größerer Unternehmen können so spürbar entlastet werden", witzelt Christian Faltin, Geschäftsführer von Cocodibu.
Und dann verkündete laut "Bild" noch Basketball-Superstar Dirk Nowitzki im ZDF-Sportstudio, dass er in zwei Jahren den Job als Sportdirektor beim FC Bayern übernehmen werde. Dafür war ursprünglich Philipp Lahm im Gespräch, der aber ablehnte. Und so schließt sich der Kreis.