Google und das Kartellamt: Ein Sommerloch-Märchen
Geht das Kartellamt jetzt auf Google los? W&V Online hat direkt mit den Wettbewerbshütern gesprochen und überraschende Antworten bekommen.
Google erlebt keinen angenehmen Sommer: Debatten um Street View sind der große Sommerlochfüller, jetzt gehen davon unabhängig Berichte über Beschwerden beim Bundeskartellamt durch die Medien. Die "Wirtschaftswoche" schreibt, dass der Behörde inzwischen "ernst zu nehmende" Beschwerden in zweistelliger Zahl vorlägen.
Das Problem dabei: Neu ist das eigentlich nicht. Es ist nämlich nicht so, dass im Bundeskartellamt in der vergangenen Woche unzählige ernsthafte, begründete Beschwerden eingegangen wären und Google sich darauf einrichten muss, dass Beamte die Büros stürmen.
Es gibt vielmehr immer wieder Beschwerden gegen Google, erklärt das Amt auf Anfrage von W&V Online - genau wie gegen andere Unternehmen dieser Größenordnung auch. Natürlich sind darunter auch "ernst zu nehmende" - man denke an den Fall von Microsofts Shopping-Portal Ciao. Einige beklagen aber auch Dinge, für die das Kartellamt gar nicht zuständig ist - Urheberrechtliches oder Datenschutz. Wieder andere Punkte werden auf europäischer Ebene geklärt.
Natürlich sind einige Beschwerden gegen Google ernst zu nehmen. Vorwürfe wie die, dass Google eigene Produkte zum Schaden anderer höher in Suchergebnissen platziert oder der Verdacht einiger Beschwerdeführer, dass AdSense-Kunden bevorzugt würden, müssen selbstverständlich geprüft werden. Google hat eine marktbeherrschende Stellung, da gehört die Prüfung mit Argusaugen zu den Aufgaben der Wettbewerbshüter.
Zum jetzigen Zeitpunkt schlägt dieses Thema aber hauptsächlich deshalb auf, weil man mit Aufregung über Google das Sommerloch so schön füllen kann. So viel Neues hat sich nicht getan.
Ein anderer Aspekt sind direkte Anzeigen: Laut der "Wirtschaftswoche" haben einige Internetunternehmen Strafanzeige gestellt oder planen derartige Schritte. Grund seien die Preisgestaltung bei Online-Anzeigen, bei denen Google die Preise massiv erhöht habe. Der Suchmaschinenriese verweist darauf, dass dies Ergebnis eines automatisierten Ablaufs sei. Noch ist unklar, was aus den Strafanzeigen wird.