
Jahresbilanz:
Grey macht wieder Gewinn
Die Umstrukturierungen beim Netzwerk Grey Germany scheinen zu greifen. CEO Dickjan Poppema meldet ein Umsatzplus und endlich wieder Gewinne. Um größere Etats zu gewinnen, will der Grey-Chef nun das Image der Agentur aufpolieren und strebt Top-Platzierungen in Kreativ- und Effizienzrankings an.
In diesem Jahr begeht die Agentur Grey ihr 60-jähriges Jubiläum in Deutschland. Zum Feiern war dem kriselnden Network lange nicht zumute, doch 2013 scheinen die Umstrukturierungen zu greifen. Die Agenturgruppe und die klassische Werbeagentur Grey Düsseldorf schließen das Jahr mit einem Umsatzwachstum von fünf Prozent ab. 2012 war der Umsatz noch um drei Prozent gesunken. Außerdem weist die Gruppe jetzt endlich wieder einen Gewinn aus. Über dessen Höhe gibt die Agentur ebensowenig Auskunft wie über die Umsatzzahlen. Angaben zur Geschäftsentwicklung machte die Agenturgruppe am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf.
Die frohe Botschaft dürfte den Druck aus London etwas mildern. Die mangelnde Profitabilität der Grey Group Germany war der WPP-Zentrale ein Dorn im Auge, die endlich eine Rendite sehen wollte. „Nach zwei Jahren mit einer schwarzen Null" meldet CEO Dickjan Poppema "eine für unsere Branche sehr gute Ertragssituation mit einer knapp zweistelligen Marge auf den Honorarumsatz“. Poppema ist seit elf Monaten im Amt, er löste den langjährigen CEO Uli Veigel ab, der in New York für das Netzwerk tätig ist.
Grey verlor mit Seat einen europäische Großkunden, es wurden eher kleinere Kunden gewonnen, wie der C&A Online Shop, GKL Lotterie, Tele 2 oder HSBC. Mit Deichmann und der Mobilfunkmarke Ay Yildiz konnte die Agentur immerhin zwei wichtige Marken verteidigen.
Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 369 auf 374 aufgestockt. Anfang des Jahres musste allerdings ein Dutzend Mitarbeiter gehen. Poppema schloss das Office in Berlin, weil es wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll war. "Kontakter"-Informationen zufolge soll dieser Standort jedoch 2014 wiederbelebt werden. Dafür habe Poppema Berater Matthias Meusel und den Kreativen Oliver Handlos gewonnen. Im November komplettierte Grey das Management‐Team mit dem Kreativ-Geschäftsführer Fabian Kirner. Chief Financial Officer ist seit Juli Holger Scharnofske. Frank Schrader, zugleich Geschäftsführer der Grey-Tochter Gramm, ist seit Frühjahr Chief Operating Officer.
„2013 stand im Zeichen einer neuen Kultur, einer neuen Struktur und neuer Ziele für Grey“, erklärt Poppema. Er will das Image der Agentur aufpolieren und sie zum alten Markenkern zurückführen: „Wir wollen wieder die beste Agentur für strategische Markenführung sein.“ Das soll auch der Slogan "Famously Effective" ausdrücken. Grey peilt die Top 10 der Kreativ-Rankings an und eine "dauerhafte Top-3-Platzierung beim Effie". Damit sollen auch wieder größere Etats gewonnen werden. 2014 könnte außerdem ein Kampf um den Großkunden Allianz bevorstehen, der dann turnusgemäß seinen Werbeetat neu ausschreibt. Allianz ist neben Deichmann und Procter & Gamble der drittgrößte Etat im Portfolio.
Kreativer, digitaler und integrierter sollen die Leistungen von Grey werden. Um das Angebot auszubauen, plant Poppema weitere Kooperationen. So startete 2013 gemeinsam mit der WPP-Agentur Hogarth das Angebot Grey Works. Unter Grey PR bietet die Agentur zusammen mit Markenzeichen nun auch PR-Dienstleistungen an. 2014 sollen gemeinsam mit Partnern die Bereiche Grey Health und Grey Science für Gesundheitskommunikation und Marktforschung entstehen, außerdem Grey Lifestyle und Grey Consulting für strategische Unternehmensberatung. Um sich dafür öffentlichkeitswirksam zu empfehlen, will Grey 2014 im Rahmen einer großen Studie die Zukunftsfähigkeit bekannter Marken unter die Lupe nehmen.