Grossisten prüfen ihre Effizienz

Die Münchner Grossisten Jost GmbH & Co. und der Presse-Vertrieb Hermann Trunk GmbH & Co. haben zusammengelegt, um ihre Abläufe von der Unternehmensberatung Roland Berger auf Effizienz überprüfen zu lassen. Nach Informationen des W&V-Schwestertitels Kontakter soll Roland Berger schon vor Weihnachten damit begonnen haben, die Betriebe der Pressegroßhändler unter die Lupe zu nehmen.
Holger Bingmann, einer der Geschäftsführer bei Trunk, bestätigte die Information gegenüber dem Kontakter: "Wir wollen sehen, ob es Logistikabläufe gibt, die wir noch verbessern können." Es soll aber auch darum gehen, zu prüfen, wie sich ein Grossist als Dienstleister für Verlage "noch unersetzlicher machen kann". Details wollte Bingmann zum jetzigen Zeitpunkt nicht preisgeben.
Der Vorgang ist vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Gemengelage bemerkenswert. Denn im Zuge der aktuellen Verhandlungen um die Grossomar­gen hatte vor allem der Bauer-Verlag das Grosso mit Forderungen nach mehr Effizienz unter Druck gesetzt. Den Grossisten Mügge, Grade und Johann Carlsen wurde die Auslieferung der Bauer-Titel gekündigt. Am liebsten wären dem Verlag weitere Fusionen unter den derzeit noch verbliebenen 73 Grossisten. Mindestens soll sich aber die Modernisierungsgeschwindigkeit im Grosso erhöhen.
Dieser Forderung verlieh kürzlich auch Andreas Wiele in einem Interview Nachdruck. Das Grosso müsse sich in schwierigen Zeiten "mindestens genauso schnell modernisieren wie die Verlage", forderte Springers Super-Vorstand. Der Bundesverband Presse-­Grosso hält das deutsche System im weltweiten Vergleich dagegen für "eines der effizientesten Vertriebssysteme", wie es in einer offiziellen Antwort auf die Vorwürfe der Großverlage heißt.
Glaubt man Insidern, gibt es aber offenbar zwischen den Grossisten ein erhebliches Leistungsgefälle. Etwa 20 Betriebe sollen Schwachstellen haben. Trunk und Jost gehören dazu nicht – sie zählen im Gegenteil zu den leistungsstärksten Pressegroßhändlern.