Gruner+Jahr ringt um die Abfindungen
Bei Gruner + Jahr streiten sich Betriebsrat und Personalabteilung um die Höhe der Abfindungen, die die Mitarbeiter der Wirtschaftspresse ehralten sollen.
Um die Neuausrichtung der Wirtschaftspresse beim Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr mit ihrem Flaggschiffen "Financial Times Deutschland" sowie "Capital" gibt es weiter Ärger. Der Grund: Zwischen dem Betriebsrat und dem G+J-Konzernpersonalchef Günter Maschke wird heftig um Abfindungsregelungen für die rund 110 Journalisten gerungen, denen Gruner + Jahr zum Monatsende kündigen will. Eine schnelle Einigung scheint nicht in Sicht.
Bislang will die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr den von der Entlassung stehenden Mitarbeitern 90 Prozent eines Bruttojahreszwölftel zahlen - allerdings nur für den Fall, dass sie auf Kündigungsschutzklagen verzichten. Zudem will das Verlagshaus die Abfindungszahlungen auf maximal 18 Bruttomonatsgehälter begrenzen.
Doch der G+J-Betriebsrat weist das Angebot der Geschäftsleitung zurück. Er bezeichnete es vergangene Woche in einer Information an die Mitarbeiter als "unzureichend".
Daraufhin verteidigte Konzernpersonalchef Maschke das Angebot. Er verwies in einer Stellungnahme Ende vergangener Woche darauf, dass ein entsprechender Sozialplan erst vor 12 Monaten zu diesen Bedingungen abgeschlossen worden sei. "Mit ihrer Unterschrift unter diese Vereinbarung haben die Verhandlungspartner ihre Einstellung zum Ausdruck gebracht, dass dies eine faire Regelung ist", verteidigt Maschke den G+J-Vorschlag. Eine entsprechende Regelung "zu diesen Konditionen gab es übrigens auch bei 'Frau im Spiegel'", ergänzte der Personalchef ferner.
Nun kontert Konzernbetriebsrat Uwe Berghausen erneut. So sei der jetzt unterbreitete Vorschlag nicht mit dem damaligen Sozialplanvereinbarungen vergleichbar. Denn die Ausgangsbedingungen seien derzeit ganz andere. Damals erhielten die betroffenen Mitarbeiter nicht nur ein Angebot für einen Arbeitsplatz in Hamburg und die "freie Wahl zwischen Weiterbeschäftigung und Verlassen des Unternehmens". Es galten auch die Bedingungen für einen Betriebsübergang.
Dies sei beim derzeitigen Umbau der Wirtschaftspresse hingegen nicht gegeben. "Zunächst wird jedem Einzelnen gekündigt. Vertragsangebote erhält bislang nur eine schwindende Minderheit der Kollegen", erklärt der Kölner Betriebsratschef. Zudem seien die Konditionen bei der neuen "tariffreien Gesellschaft" substanziell schlechter als im Hamburger Stammhaus.
Die aktuellen Auseinandersetzung um einen Sozialplan zeigt, dass der G+J-Vorstand nicht mit einer schnellen Einigung rechnen kann.
Damit ist aber das Ziel gefährdet, die Wirtschaftspresse rasch umzubauen, um die größtenteils defizitären Titel wieder in die Gewinnzone zu steuern. Künftig sollen die Financial Times Deutschland (FTD), Capital, Impulse sowie Börse Online in einer Einheitsredaktion zusammengefasst werden. Die Führung des neuen Gebildes soll FTD-Chefredakteur Steffen Klusmann übernehmen.