
Fernsehrechte:
Handball: Sportverbände machen selbst TV
Klassische TV-Sender hatten sich nicht gefunden für die Übertragung der Handball-Weltmeisterschaft. Nun kümmert sich wohl der Internetsender des Deutschen Olympischen Sportbundes darum.
Klassische TV-Sender hatten sich nicht gefunden für die Übertragung der Handball-Weltmeisterschaft. Nun kümmert sich wohl der Internetsender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) darum. Der DOSB und künftig auch das Internationale Olympischen Komitee (IOC) bieten die Hilfe bei der Übertragung an, wenn sich für bestimmte Sportarten keine Sender finden.
In Deutschland hat für die Handball-Weltmeisterschaft nun Sportdeutschland.tv ein Angebot abgegeben. Nur fünf Monate nach seinem Start hätte der Internetsender des DOSB damit eine "eine tolle Sache" im Programm, zitiert die Nachrichtenagentur DPA Simon Franke, den Vermarktungs-Chef der DOSB New Media GmbH. "Wir haben ein Angebot abgegeben und sind im täglichen Austausch", sagt Franke zu den Verhandlungen über die Übertragungsrechte der bereits Mitte Januar beginnenden WM. Er hofft auf eine Einigung "möglichst vor Weihnachten".
Durch die gescheiterten Verhandlungen von ARD und ZDF mit dem katarischen Rechteinhaber (W&V Online berichtete) hat sich für die DOSB-Tochter die Chance ergeben. "Für den Fall, dass es nicht in letzter Minute noch eine Einigung gibt, steht Sportdeutschland.tv bereit", sagt Hans-Peter Krämer, DOSB-Vizepräsident für Finanzen. Nach seinen Worten könnte der DOSB "für deutlich unter 100 000 Euro" die Übertragungsrechte erwerben. Das wäre dann ein Schnäppchen, denn der geschätzte Wert der TV-Rechte für den deutschen Markt ist deutlich mehr als zehnmal so hoch.
Sportdeutschland.tv ist allerdings trotz der missverständlichen Endung kein TV-Sender, sondern ein nur im Internet zu empfangender Anbieter. Gegründet hat ihn der DOSB, um jenen Sportarten eine Chance zu bieten, die im klassischen Fernsehen kaum oder gar nicht übertragen werden. "Sportdeutschland.tv kann sicher nicht eine Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen ersetzen", sagt der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper: "Aber es ist ein Ausweg für die Fans, die die Spiele dann jedenfalls sehen könnten." Für Vesper wäre es der "Idealfall" gewesen, wenn die Handball-WM von den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt worden wäre.
Bisheriger Höhepunkt für den Online-Sportsender des DOSB waren die Übertragungen von der Volleyball-WM; auch für die Titelkämpfe im September in Polen war eine Übertragung im klassischen Fernsehen gescheitert. So schauten 190.000 Zuschauer das Spiel um den dritten Platz beim neuen Verbands-Sender. Bei den Übertragungen aus Polen nutzte Sportdeutschland.tv das vom Weltverband angebotene Sendesignal. Eine eigene Kommentierung in deutscher Sprache gab es nicht. Bei der Handball-WM wäre das laut Franke aber anders. Auch die Entsendung eines eigenen Teams nach Katar wird erwogen.
Der Kauf von Rechten wie bei der Handball-WM soll die Ausnahme sein. Ziel der DOSB-Tochter ist es vor allem, "dem Sport eine Fläche zu geben", wie Franke es ausdrückt. Die DOSB New Media GmbH bietet Vereinen und Verbänden dazu in erster Linie eine Plattform, über die sie die fertigen Signale ausstrahlen können. Mehr als 40 Sportarten laufen inzwischen über Sportdeutschland.tv, das in der Amtszeit von Thomas Bach als DOSB-Präsident initiiert wurde.
Noch weiter geht Bach nun beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Das IOC folgte am Montag seinem Vorschlag, einen eigenen TV-Sender zu installieren. Dieser soll in den ersten sieben Jahren 490 Millionen Euro kosten und zunächst als digitale Plattform arbeiten. Der IOC-Sender wird seinen Sitz in Madrid haben und soll vor allem die olympischen Sportarten zwischen den Spielen promoten.