Zum zweiten Adventswochenende galten in vielen Bundesländern erstmals 2G-Regeln für den Einzelhandel. Ausgenommen sind Läden des täglichen Bedarfs - also etwa Lebensmittelgeschäfte oder Drogerien.

Die schärferen Regeln waren am Donnerstag von Bund und Ländern gemeinsam beschlossen worden. Die Länder müssen sie aber jeweils in eigenen Verordnungen umsetzen. Seit Samstag gilt 2G für den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ebenso wie in Rheinland-Pfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Am Sonntag beziehungsweise Montag folgen weitere Länder, darunter neben Hessen auch Sachsen-Anhalt als letztes Bundesland im Osten.

Anderswo im Osten galt eine solche Regel schon vor den Bund-Länder-Beschlüssen. In Bayern und Niedersachsen sollen entsprechende Regelungen Mitte der Woche in Kraft treten.

Unklar ist, wie sich die Einzelhandelsumsätze ohne die neuen Regeln entwickeln würden, also ob Kunden wegen der neuen Vorschriften oder aus Furcht vor Infektionen fernbleiben. So beobachteten Statistiker in den ersten drei Novemberwochen einen verstärkten Rückgang der Mobilität in Kreisen mit hoher Inzidenz, obwohl damals noch keine tiefgreifenden mobilitätseinschränkenden Maßnahmen galten.

SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz, der in dieser Woche zum Kanzler gewählt werden soll, hatte am Donnerstag argumentiert, die 2G-Regel im Einzelhandel sei vertretbar. Jeder habe die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Zudem verwies auf er auf Länder, wo die Regel bereits in Kraft ist. "Da kann man von der Praxis lernen, und diese Praxis ist gut." Scholz argumentiert zudem, dass die Wirtschaftshilfen in der Corona-Krise verlängert worden sind oder noch werden.

Der HDE will von der Bundesregierung zusätzliche Hilfen, um die 2G-Folgen zu kompensieren. Ziel müsse es sein, "die zu befürchtenden Verluste möglichst schnell und fair abzufedern", schrieb HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in einem Brief an Scholz und die scheidende Kanzlerin Angela Merkel. Dafür reichten die Entschädigungsregelungen bei weitem nicht aus.

HDE-Hauptgeschäftsführer Genth sagte, der Handel habe auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt. "Doch nun rücken viele Händlerinnen und Händler erneut mit jedem Tag näher an den Rand ihrer Existenz, ein katastrophaler Ausblick." Nach HDE-Schätzung könnten sich die Umsatzverluste bei den betroffenen Händlern im Dezember auf 5,5 Milliarden Euro belaufen. Pro Verkaufstag entspreche das einem Rückgang um rund 200 Millionen Euro im Vergleich zu 2019.