DHB-Präsident Andreas Michelmann ruft nach Hilfe durch die Politik. "Handball-WM und -EM müssen auf die TV-Schutzliste", sagte Michelmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Man stelle sich vor, es hätte keine Bilder von der Fußball-EM im vergangenen Sommer gegeben. Undenkbar", klagte er und schimpfte: "Sportpolitisch sind wir leider im Land der Monokultur angekommen."

Gemeint ist der Rundfunkstaatsvertrag, der festlegt, dass "Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" nicht ausschließlich im Pay-TV ausgestrahlt werden dürfen. Dazu zählen derzeit Olympische Spiele und verschiedene Fußball-Partien. Handball befindet sich nicht auf der Liste.

Allerdings fiele das Sponsoren-TV von der WM in Frankreich gar nicht darunter, weil die DKB die Spiele über ihre Homepage unverschlüsselt zeigt. Anders als der Pay-TV-Sender Sky, der die WM vor zwei Jahren in Katar übertrug. Damals konnten nur Sky-Kunden die WM sehen.

Schon 2015 gab es hitzige Diskussionen über die Schutzliste - und der DHB war ebenso wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dagegen, dass Handball in den Rundfunkstaatsvertrag aufgenommen wird. Der damalige DHB-Präsident Bernhard Bauer wollte das nicht und sagte, er wisse "nicht, ob es uns helfen würde".

Auf die Schnelle lässt sich der Staatsvertrag der Bundesländer ohnehin nicht ändern. Bei der Handball-WM der Frauen im Dezember ist ein ähnliches Chaos daher absehbar. Das Turnier in sechs deutschen Städten fällt noch unter den umstrittenen Vierjahresvertrag, den der Weltverband IHF mit der katarischen Agentur beIN Sports für rund 80 Millionen Euro geschlossen hat. Michelmann bezeichnete den Rechtehändler als "Ärgernis" und sagte: "Der Handball in Deutschland ist in dem Rechtestreit der Kollateralschaden."

Die Beschränkungen durch beIN Sports haben letztlich dazu geführt, dass die am Mittwoch beginnende Männer-WM nur über die DKB-Seite und nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen ist. Auf die Kritik daran, unter anderem vom Verband Deutscher Sportjournalisten, reagierte DHB-Vize Hanning beim RND mit harschen Worten. Er bezeichnete es als "frech und unverschämt, dass Leute jetzt über die DKB herziehen. Die das tun, sollten zwingend zum Psychiater."

Update: Die Medienaufseher haben für die Live-Übertragungen der WM-Spiele des deutschen Handball-Teams im Internet inzwischen Grünes Licht gegeben. Die Übertragung auf dem Portal der DKB ist zwar nach Einschätzung der zuständigen Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Medienanstalten voraussichtlich als zulassungspflichtiger Rundfunk einzustufen. Aufgrund des außergewöhnlichen Einzelfalls werde die Ausstrahlung aber geduldet, teilte die ZAK am Dienstag mit.

Bei der nächsten Sitzung der ZAK am 31. Januar in Stuttgart soll die Live-Übertragung dann noch einmal ein Thema sein. Sollte die ZAK dann zu dem Ergebnis kommen, dass es sich bei der Übertragung der Handball-WM im Internet um Rundfunk gehandelt hat, müsse die DKB mit einer Beanstandung rechnen.

 (dpa/fs)


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