Havas Corona-Monitor:
In diesen Branchen ändert sich das Konsumverhalten
Die Einkaufsgewohnheiten scheinen sich durch die Coronakrise nachhaltig zu verändern. Das liegt nicht am Geld: Sparen wollen die Menschen künftig nicht mehr als bisher - außer bei Autos und Fernreisen.
Corona hat für viele Menschen den Arbeitsalltag gehörig durcheinander gewirbelt. So arbeitet fast die Hälfte der Bundesbürger aktuell im Home-Office. Ein Prozentsatz, der sich zuletzt so gut wie nicht mehr geändert hat. Viele Zeitgenossen begrüßen diese Entwicklung. Sie gehen davon aus, dass es keine Rückkehr mehr zu Vor-Corona-Zeiten geben wird.
Das mag sein. Allerdings ist nur ein knappes Drittel der von Havas Media befragten Menschen der Meinung, dass es auch nach dem Ende der Krise mehr im Home-Office arbeiten wird. Vor allem Arbeitnehmer, die zuvor nicht in den eigenen vier Wänden gearbeitet haben, sind sehr skeptisch.
Je länger die Einschränkungen dauern, desto mehr Menschen gehen via Web einkaufen. Deren Anteil hat sich zuletzt deutlich erhöht. Im Rahmen der Befragungswellen stieg der Anteil um mehr als 90 Prozent. Fast genau so viele erklärten, dass Online-Shopping in Zukunft weiter stark zunehmen werde. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass wohl auch die Lust oder auch das Bedürfnis etwas zu kaufen, durch die lange Abstinenz gestiegen sein dürfte. Ob die partielle Öffnung von kleineren Geschäften den Trend abschwächt oder gar umkehrt, dürfte zweifelhaft sein. Auch wenn 72 Prozent der Befragten erklären, dass sich nach Ende der Corona-Krise wieder verstärkt den Einzelhandel unterstützen und regionale Produkte kaufen wollen.
Doch wer profitiert vor allem vom Online-Shopping der Bundesbürger, wenn es um Kleidung, Elektroartikel und Bücher geht? Die Antwort überrascht nicht. Es ist Amazon. Die gigantische Bandbreite des Angebots und die Verfügbarkeit scheinen zu überzeugen. Mit 69 Prozent erreicht der börsennotierte Riese aus Seattle einen Spitzenwert. Grundsätzlich kaufen etwa 59 Prozent der Befragten bei großen Online-Händlern, 39 Prozent bei kleinen, lokalen Anbietern und 29 Prozent bestellen direkt bei den Marken.
Was indes immer noch erstaunt: Die Deutschen sind trotz der Warnungen vor einer tiefen Rezession, Kurzarbeit und ersten Insolvenzen eher optimistisch. Den großen Sparkurs wollen nur wenige einschlagen. So geben mehr als 80 Prozent der Befragten an, für Produkte wie Kleidung, Lebensmittel und Drogeriewaren, Elektronikartikel und Geschenke auch nach der Krise nicht weniger ausgeben zu wollen. Allerdings gibt es klare Verlierer. Die Anschaffung eines neuen Autos oder die Buchung einer Fernreise sind Ausgaben, die nun gerne nach hinten geschoben werden. Offenbar um einen längeren Zeitraum. Ein Problem für die deutschen Autohersteller und Importeure aber auch die Touristikbranche.
Während sich laut diverser Medienberichten Österreich schon wieder etwas Hoffnung macht, dass im Sommer wieder Touristen ins Land strömen, zeichnet die Havas-Befragung ein etwas anderes Bild. Zumindest mit Blick auf die Deutschen. Die meisten gehen davon aus, im eigenen Land Urlaub zu machen. Zwei Drittel glauben nicht, dass eine Fernreise oder ein Urlaub in Europa mit dem Flugzeug möglich sind. Rund die Hälfte geht davon aus, dass erst im kommenden Jahr wieder Reisen ohne Einschränkungen realisierbar sind.
Monitor-Fazit: Die Quarantäne hält an und ebenso die hohe Nutzung der verschiedenen Medien. Über Ostern erfreuen sich vor allem Onlinemedien einer verstärkten Nutzung – vor allem zur Kommunikation mit der Familie. Dies gilt auch für die Generation 50+, die durch Corona wohl einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht hat. Überhaupt ist nicht alles schlecht. Es gibt viele Innovationen und die kommen an. Autokinos eröffnen an vielen Orten in Deutschland und werden von der Bevölkerung dankbar angenommen. Werbung ist auch zur Zeit voll akzeptiert. Problemlöser-Werbung wirkt, aber auch über ein wenig Normalität freut man sich langsam aber sicher.
Und nach Corona? Ein großes Comeback von Sparern ist noch nicht in Sicht. Die meisten Befragten schätzen ihre zukünftigen Konsumausgaben ähnlich denen vor Corona ein. Auch glauben die meisten, dass sich ihre Mediennutzung normalisieren wird und sie wieder ins Büro gehen statt Homeoffice zu machen. Onlineshopping wird aus Sicht der Befragten jedoch von größerer Bedeutung bleiben.