
Multimedia-Kampagne:
Interaktives Neonazi-Zimmer: Journalistin klärt auf gegen Rechts
Ein digitaler Raum gibt Einblicke in die Gefahren extrem rechtsgerichteter Bewegungen: Mit einer interaktiven Plattform betreiben die Journalistin Andrea Röpke, das Zentrum Demokratische Bildung und die Agentur Kubikfoto3 Aufklärung.

Foto: Kein Raum für Rechts
Ein digitaler Raum gibt Einblicke in die Gefahren extrem rechtsgerichteter Bewegungen: Mit einer interaktiven Plattform informieren die Journalistin Andrea Röpke und das Zentrum Demokratische Bildung darüber, wie man Neonazis erkennt. Kernzielgruppe ist dieselbe wie die, die Neonazis suchen: junge Menschen.
Das Online-Aufklärungsprojekt Kein Raum für Rechts produzierte die Agentur Kubikfoto3 in Zusammenarbeit mit der BAFF Filmproduktion. Holger Weber von der Interaktivagentur: "Wir wollen Jugendliche da ansprechen, wo sie heute meist mit rechter Hetze in Kontakt kommen: Im Netz, meist über das Smartphone."
Zu sehen ist ein Jugendzimmer. Erst auf den zweiten Blick erkennen die Nutzer der Internetseite, dass sie im Zimmer eines Neonazis sind. Auf den 20 Quadratmetern lassen sich Nazi-Fanartikel wie Hakenkreuzfahne, Rechtsrock-CDs, Klamotten, Fahnen, Buttons und Bücher anklicken - dann gibt es zusätzliche Informationen.
"Alles in dem Zimmer ist echt. Außer den Waffen natürlich", sagt der Projektleiter Reinhard Koch vom Zentrum Demokratische Bildung (ARUG/ZDB).
Die Website ist auf Jugendliche zugeschnitten: interaktiv, multimedial und für das Smartphone optimiert. Die Nutzer können Fragen zum Thema stellen, Fotos und Filme schauen, in rechte Musik reinhören und weiterführende Texte lesen.
Für die Inhalte des Neonazi-Zimmers ist die Buchautorin und Journalistin Andrea Röpke verantwortlich. "Um das Neonazi-Zimmer möglichst realitätsnah einzurichten, haben wir Informationen über polizeiliche Hausdurchsuchungen bei Neonazis zusammengetragen", sagt Röpke. Seit über einem Jahrzehnt dokumentiert sie zusammen mit einem kleinen Team Neonazi-Demonstrationen, beobachtet geheime Treffen und spricht mit Aussteiger/innen der Neonazis." Die wichtigsten Fragen bei dem Projekt waren: Wie sahen die Räume aus? Wie leben Nazis privat?" Vorbilder waren auch die Jugendzimmer der Mitglieder des NSU.
Der Sinn, der hinter der Aufklärung steckt: Nur wer Neonazis erkennt, ihre Strukturen und Strategien durchblickt, kann auch etwas gegen sie tun.
Laut den Machern hatte die Seite der ersten Tage schon über 30.000 Besuche auf der Seite. Und diese bleiben anscheinend auch länger: Sieben Minuten verweile der User im Schnitt auf dem Projekt, so Kubikfoto3-Chef Ole Leifels. Desktop-Nutzer bleiben sogar elf Minuten im Nazi-Zimmer.
Es wurde in den sozialen Medien unter anderem von der Taggesschau, der Zeit, Deutschlandradio Kultur, Nordwestradio, Sat1, etc. geteilt.
Das interaktive Zimmer ist im Rahmen des vom Niedersächsischen Sozialministerium geförderten Projekts "Frauen im Rechtsextremismus" entstanden und hat neben den Jugendlichen auch Multiplikatoren der Jugendarbeit, im Sport, in der Schule sowie die Gleichstellungsbeauftragten und Beraterinnen bzw. Berater der Familienberatung als weitere Zielgruppen.