
Interesse an Primacom: Kehrt die Telekom ins Kabel zurück?
Nach mehr als einem Jahrzehnt Abstinenz schielt die Deutsche Telekom offenbar wieder auf das Kabelnetzgeschäft. Laut "dpa" hat der Konzern Primacom im Visier...
Kabel Deutschland und Konsorten werden der Deutschen Telekom offenbar zu mächtig. Nun erwägt der Konzern mit Blick auf die scharfe Konkurrenz durch die Kabelnetzbetreiber offenbar einen Wiedereinstieg in dieses Geschäft. Wie die Nachrichtenagentur "dpa" unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, prüft die Telekom eine Übernahme des Kabelnetzbetreibers Primacom. Zuvor hat die "Financial Times Deutschland" berichtet, dass der Bonner Konzern an dem Kabelnetzbetreiber interessiert ist. Danach sollen mindestens vier Investoren Ende Juli Gebote für Primacom abgegeben haben. Die Telekom hat den Bericht nicht kommentiert. Zu den weiteren Bietern gehören dem Bericht zufolge der Investor Star Capital Partners, DTK Deutsche Telekabel sowie ein weiterer unbekannter Finanzinvestor. Star Capital besitze bereits den deutschen Kabelnetzbetreiber Pepcom. Im Frühjahr hatte die Deutsche Telekom auch auf den Anbieter Telecolumbus ein Auge geworfen.
Eigentümer von Primacom sind die Finanzinvestoren Alcentra Europe, Avenue Capital, Tennenbaum Capital Partners sowie die Bank ING. Die ehemaligen Gläubiger hatten das Unternehmen nach einem Machtkampf mit den damaligen Besitzern im Jahr 2010 übernommen.
Die Deutsche Telekom musste vor mehr als zehn Jahren ihr Kabelnetz aus Wettbewerbsgründen verkaufen. In den Folgejahren modernisierten die Erwerber die Netze und bauten sie zu einer leistungsfähigen Infrastruktur aus. Mit preisgünstigen Angeboten für Telefonie, schnelles Internet und TV-Dienste locken die Kabelnetzbetreiber immer mehr Kunden in ihr Netz und damit auch weg vom Festnetzangebot der Telekom. Erste Versuche, mit den früheren Abnehmern von Kabeldiensten erneut in Kontakt zu kommen, hat die Telekom unternommen, als der Konzern der Wohnungswirtschaft angeboten hat, via IPTV wieder TV-Signale an die Haushalte zu liefern.
Laut "FTD" und "dpa" soll die Telekom zwischen 250 und 280 Millionen Euro für Primacom geboten haben. Die letzten bekannten Geschäftszahlen von Primacom stammen aus dem Jahr 2010. Damals hat das Unternehmen Umsatzerlöse von 108 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von knapp 28 Millionen Euro erwirtschaftet. Primacom gehört mit einer Million angeschlossenen Haushalten - hauptsächlich in den neuen Bundesländern und Berlin - zu den kleineren Anbietern der Branche.
dpa/ps