
Jung von Matt heimst den Airport Award ein
Mit einer Guerilla-Aktion für Sixtpunktete Jung von Matt bei dem diesjährigen Airport Media Award. Auch eine Gangway, die mit täuschend echten Wolken beklebt wurde, wurde von der Jury mit einem Preis bedacht.
Wenn die Passagiere "Geddjur Karätsiggst" und "Graitoffers Adsiggst" am Flughafen ausgerufen werden, dann beschert das Sixt unter Umständen neue Kunden. Die Durchsage für vermeintlich vermisste Flugpassagiere klingt nämlich wie "Get your Car at Sixt" und "Great offers at Sixt" – eine Gratiswerbung für den Pullacher Autovermieter. Die Guerilla-Aktion inszenierte die Werbeagentur Jung von Matt / Neckar im Januar dieses Jahres am Stuttgarter Flughafen. Dafür gewann sie Gold beim Airport Media Award in der Kategorie "geschaltete Kampagnen".
Mit dem Award ehrt die Initiative Airport Media jährlich die beste Flughafenwerbung. Insgesamt wurden gestern Abend bei der Preisverleihung in München sechs Gewinner ausgezeichnet, die sich aus 165 Einreichungen durchgesetzt hatten. 19 Kampagnen schafften es auf die Shortlist.
Silber in der Kategorie "geschaltete Kampagnen" ging an die Agentur Ogilvy & Mather, Wien. Sie erfanden die vom Casino Wien gebrandete Plastikbox an der Sicherheitskontrolle des Vienna Airport. Auf dem Mini-Roulettetisch legten die Passagiere Geld, Schlüssel und Wertsachen als "Spieleinsatz" zum Durchleuchten ab. Bronze sicherte sich die Chamer Agentur McKinivan Moos. Die Schweizer installierten für Creditsuisse am Züricher Flughafen eine aufwändige Lichtinstallation mit Bildern des New York Philharmonic Orchestra.
"Wir freuen uns, dass die tatsächlich realisierten Kampagnen von Jahr zu Jahr mutiger werden", erklärte Olaf Jürgens, Sprecher der Initiative Airport Media: "Das ist für uns ein Zeichen, dass die kreativen Ideen, die die Agenturen speziell für die Airports entwickeln, von den Werbungtreibenden immer mehr angenommen werden."
Ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten die Agenturen auch in der freien Kategorie. So beklebte die Münchner Agentur thinknewgroup Fluggastbrücken mit bedruckter Spezialfolie, die täuschend echte Wolken zeigt und für Airwell Klimaanlagen werben soll. Silber gewann die Kampagne der Frankfurter Agentur McCann Erickson, die eine Haarpracht auf die Gepäckausgabe klebt und von den Koffern so strapazieren lässt, dass laut Werbung nur noch Elvital Anti-Haarbruch von L'Oreal zu helfen vermag. Bronze holte sich die Agentur MAB Media Audience Beratung Berlin, die sich den Wechsel der Flugverbindungen auf der Anzeigetafel zunutze macht. Zwischen den Fluginformationen baut sich das Bild eines BMW auf, der als "Connecting Flight" aus der Anzeigetafel braust.
Dass der Kreativität durch zu starre Briefings und zu wenig Phantasie zuweilen Grenzen gesetzt sind, bestätigten die fünf Branchenexperten, die im Vorfeld der Preisverleihung mit Moderator Stefan Krüger, Chefredakteur werben & verkaufen klärten "wo und wie sich Marken noch verbrauchernah inszenieren können". An der Diskussion nahmen teil: Frank-Michael Schmidt, CEO Scholz & Friends, Manfred Stoffers, freier Kommunikationsberater, Oliver Blecken, Geschäftsführer MediaCom, Michael Otremba, Leiter Werbung/Medien und Marketing, Flughafen München und Steven Althaus, Vice President Marketing Communications Allianz SE. Die Kommunikationsprofis diskutierten dabei über Wege, wie die Konsumenten angesichts zunehmender Zielgruppensegmentierung und Medienfragmentierung noch wirkungsvoll zu erreichen sind. Und kamen dabei übereinstimmend zum Fazit: Weder mit überkreativem Aktionismus noch mit Rechenschiebereien. Wichtig seien Bauchgefühl, Chuzpe und Spontaneität.
Das unterstrich auch Jürgen Knauss, Chairman der Heye Group und Keynote-Speaker des Airport Media Award: "Kreativität ist die Währung der Zukunft. Keiner zählt die Zahl der Schaltung, man erinnert sich nur an die Emotionen, die bei der Werbung geweckt wurden."