
Kartellamt durchsucht Edeka-Zentrale
Während die Lebensmittelkette glänzende Geschäftszahlen für 2008 präsentierte, durchsuchten Behördenvertreter das Büro von Konzernlenker Markus Mosa. Der Vorwurf: Edeka missbrauche seine Marktmacht.
Das Bundeskartellamt hat sich den Zeitpunkt für die Razzia am Mittwoch gut überlegt. Just an dem Tag, an dem Deutschlands größte Lebensmittelkette Edeka in Hamburg ihre glänzenden Geschäftszahlen für 2008 präsentierte, durchsuchten Behördenvertreter öffentlichkeitswirksam ein paar Stockwerke höher das Büro von Vorstand Markus Mosa. Der Vorwurf: Edeka missbrauche seine Marktmacht.
Das Bundeskartellamt hat schon länger ein wachsames Auge auf den Lebensmittelhändler. Im vergangenen Sommer stoppte es dessen Übernahme der Discountkette Plus, um sie dann schließlich mit Auflagen doch noch zu genehmigen. So verzichtete Edeka auf eine Einkaufsgemeinschaft mit Tengelmann und gab Filialen an Rewe ab.
Nach der Plus-Übernahme habe Edeka seine gestärkte Position jedoch ausgenutzt, um nachträglich Rabatte einzufordern. Im November verlangte der Konzern von Lieferanten verlängerte Zahlungsziele ohne Gegenleistung, eine Art "Hochzeitsrabatt". Dafür kassierte Edeka bereits eine einstweilige Verfügung des Hamburger Landgerichts. Das Kartellamt droht nun mit einem Bußgeld.
Einkaufsvorstand Gert Schambach versteht die Aufregung nicht. "Wir bieten vor allem den Markenherstellern durch die Übernahme von Plus deutlich verbesserte Absatzchancen", sagte er gestern gegenüber dem "Handelsblatt". Und Edeka-Vorstand Markus Mosa äußerte sich zu dem ungebetenen Besuch: "Ich könnte mir etwas Schöneres vorstellen."
Denn für den 41-jährigen Konzernlenker hätte es ein Tag des Triumphs werden können. Mosa präsentierte eine glänzende Jahresbilanz für 2008: Der Marktführer wächst demnach mit einem Umsatzplus von 4,9 Prozent (auf vergleichbarer Fläche 4,7 Prozent) profitabler als der Wettbewerb, der im Schnitt um 1,5 Prozent zulegte. Edeka kam damit auf einen Umsatz von 32 Milliarden Euro. Künftig will die Kette kräftig investieren: In den kommenden drei Jahren sollen 1.450 neue Märkte in Deutschland eröffnet werden.